
Thorsten Bleeker spricht aus Erfahrung. Sein Erfolgsrezept ging in den letzten drei Jahren auf: Immer, wenn die gemischte Mannschaft aus Breinermoor und Backemoor Gäste zum Wettbewerb im Tauziehen einlud, blieb sie siegreich. In diesem Jahr mussten die Seriensieger dem Team aus Westoverledingen den Vortritt lassen. Auf dem abgeernteten Maisfeld von Johann Goudschaal auf der Grenze zwischen den Ortschaften Backemoor und Breinermoor fuhr die Mannschaft zwei souveräne Siege gegen das Team Bleeker und die Mannschaft aus Rhauderfehn ein. Ein Team aus Leer war trotz Einladung nicht am Start: In der Kreisstadt mit rund 35.000 Einwohnern hatten sich nicht genügend Sportskameraden gemeldet.

Tauziehen hat eine lange sportliche Tradition und war bis 1920 olympisch. 1906 wurde die deutsche Mannschaft in Athen Olympiasieger. Es ist nicht mehr bekannt, wie steng die Regularien damals waren. Für gleiche Verhältnisse wurden die Teilnehmer in Breinermoor vor dem Start auf einer Viehwaage (letzte Eichung: 1982) gewogen. So ließ denn auch manches Wiegeresultat schmunzeln. Bürgermeister Geert Müller, Teamkapitän aus Rhauderfehn, wurde mit 97 Kilogramm ausgerufen – einschließlich Steppweste und Arbeitsschuhen.
Schon der erste Wettkampf zeigte klar die Ambitionen der Gäste aus Westoverledingen auf den Gesamtsieg: In weniger als 30 Sekunden zogen sie das siegverwöhnte Gastgeberteam über die Mittellinie – dank einer Mannschaftsleistung aus einem Guss und klaren Ansagen von Frontmann Matthias Netthöfel. Der ist seit Anfang 2015 Ortsbrandmeister in Esklum und folgte in dieser Position seinem Vater nach. „Ein Adonis“, flüsterte eine Zuschauerin neben mir beeindruckt. Die Backemoorer und Breinermoorer sammelten nach der überraschenden Niederlage noch einmal Kräfte und schlugen das Team aus Rhauderfehn nach erbittertem Widerstand.
Eine Frage der Ehre auf einem Stoppelfeld – nächstes Jahr geht es weiter. Die Gastgeber werden kräftig trainieren, um die Schmach zu tilgen. Auch Rhauderfehn hat ein verstärktes Team angekündigt.
Foto oben: Paul Heinze aus Backemoor stellte am Gelände sein Backemoor-Gedicht auf.
Foto unten: Die Siegerfaust aus Westoverledingen: Bürgermeister Theo Douwes mit Matthias Netthöfel


Alle Fotos: Detlef M. Plaisier. Weiterverwendung für private Zwecke gestattet.
Foto Tauziehen Olympia 1904: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=124824





















































































Aus einer Stunde wurden 90 Minuten. Angelo Kelly mit Familie und Musikern hatten Rhauderfehn fest im Griff. Auf dem Weg zur Rathauswiese (die sicher ein besserer Platz war als der Marktplatz) erinnere ich mich an die Zeit, als ich die Kelly Family in Hannover als Straßenmusiker gehört habe. Das Hausboot lag vertäut auf dem Mittellandkanal. Die Kelly Family, verspottet als „singende Altkleidersammlung“, war mein zweites Live-Konzert nach ABBA. Im Oktober 2011 traf ich Jimmy Kelly als Straßenmusiker in der Fußgängerzone von Leipzig. Und nun höre ich, dreißig Jahre später, Angelo, den jüngsten Kelly-Sproß, mit seiner Familie. Nein, Fan bin ich nicht. Und ich bin generell schwer zu begeistern. Doch kann ich mich dem sprühenden Lebensfreude aller, die auf der Bühne stehen, nicht entziehen. Hoppla, ich kenne ja fast alle Texte. Und ich singe. Und mir kommen die Tränen, wenn der achtjährige Joseph singt, und wenn zum Abschluss „We shall overcome“ erklingt. Ich vergesse, dass ich doch eigentlich viele schöne Fotos machen wollte. Heute morgen summe ich die Melodien des Abends.















































































































































































































































































































































































































































































































