Reingelesen: Sinty Stemp, Hollywood Style von A bis Z

Was waren denn nun die Goldenen Jahre? Die Zwanziger des 20. Jahrhunderts? Oder doch die Dreißiger? Der neuste Band der Vintage-Styleguide-Reihe mit dem Titel ‚Hollywood Style von A bis Z‘ umspannt die 1920er bis 1950er und beweist: Hollywood ist für goldene Jahre zeitlos.

www.edel.com
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Autorin Sinty Stemp ist Expertin: Sie studierte Englische Literatur und Geschichte und wuchs als Tochter des Modeillustrators und Künstlers Eric Stemp (DAKS, Vogue) in die Welt von Glanz und Glamour hinein. Und sie weiß genau: Zwar sind die Zeiten, als die Kostümbildner der Filmstars den Geschmack der Straße vorgaben, längst vorbei. Doch Hollywoods rote Teppiche sind immer noch der Hingucker für Stil und Eleganz. So erscheint dieser Titel nicht zufällig zur Oscar-Verleihung 2016.

Schauen wir hinein in das handliche Büchlein für Kurzstreckenleser: Von A bis Z werden den Diven, Stars und Gents der Filmwelt Hollywoods auf den Mund geschaut. Alphabetisch aufgereihte Schlagwörter führen thematisch durch die Filmwelt und werden knackigen, erfrischenden Zitaten gegenüber gestellt. Humor und Plattitüden mischen sich mit Nachdenklichem. Eine kleine Auswahl: Al Pacino bekennt, Eitelkeit sei seine Lieblingssünde. Judy Garland rät: „Always be a first rate version of yourself instead of a second rate version of someone else“ [„Sei immer die erstklassige Version deiner selbst, statt einer zweitrangigen Version von jemand anderem“]. Und Elizabeth Taylor ist sich ganz sicher: „Große Mädchen brauchen große Diamanten.“ Die Bonmots werden ergänzt durch mehr als 100 wunderschöne Schwarz-Weiß-Fotografien. Allein dieser Schatz verdient einen Platz im Bücherregal

Also: Schnappt euch dieses kurzweilige Buch und tragt die Zitate der Stars in den Alltag. Sie garantieren kurzweiligen Smalltalk auch abseits der Welt der Schönen und Reichen.

Sinty Stemp, Hollywood Style von A bis Z
Eden Books, 2016
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Hollywood-Style-von-A-bis-Z-9783959100465
Autoren : Norbert Schaal / Detlef M. Plaisier

Rezension: Nina Sedano, Happy End – Die stillen Örtchen dieser Welt

In ihrem neuen Buch ist die „Ländersammlerin“ Nina Sedano nicht nur Globetrotterin, sondern vor allem „Klobetrotterin“. Ein Muss für jeden, der mal muss.

Quelle: www.edel.com
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Nach dem ersten harten Brocken wird es fluffig
Nina Sedano startet ihr „Happy End“ etwas unglücklich: In dem 30seitigen Kapitel über die Kulturgeschichte der Toilette bringt sie so viele Daten und Zahlen unter, dass – effektiv wie bei einer Klospülung – jede Information sofort durchgespült und weggeschwemmt wird. Hier hätte ich mir einen knackigeren, aufs Wesentliche beschränkten Abriss gewünscht, ergänzt durch numerische Details im Anhang. Zum Glück aber raubt mir schon das nächste Kapitel die Furcht, dass es in diesem Stile weitergehen könnte. Die Autorin durchmischt sehr geschickt und abwechslungsreich eigene kurze Erlebnisberichte sowie zahlreiche griffige Anekdoten rund um die Toilette. Ihre persönlichen Erzählungen umfassen dabei zwischen drei und sechs Seiten, die Anekdoten und Fakten gar nur wenige Zeilen. Vom ersten Kapitel abgesehen ist der Rest des Buches also im wahrsten Sinne des Wortes die perfekte Klolektüre – wobei ich selbst Bücher lieber auf dem Sofa lese und davon auch hier nicht abgerückt bin.

Unnützes und Witziges über äußerst Nützliches
Von überraschenden Geburten auf dem Örtchen, verlustig gegangenen Wertgegenständen, blinden WC-Passagieren, festgesogenen Hinterteilen auf Flugzeugtoiletten, Klosprüchen und -witzen bis hin zu makabren Todesfällen auf dem Abort ist alles dabei, was man sich an Klo-Wissen wünschen kann. Ein wenig erinnern mich die skurrilen Kurzzeiler, die Nina Sedano sorgfältig nach Ländern und Städten ordnet, an die Kategorie „Unnützes Wissen“ der NEON. Obwohl ich nur selten schallend lache, muss ich doch häufig schmunzeln und den einen oder anderen Satz auch ungläubig kopfschüttelnd mehrmals lesen. Als besonders angenehm empfinde ich den Schreibstil der „Klobetrotterin“, der durch und durch wort(witz)gewandt daher kommt – bisweilen aber auch etwas zu „klolossal“ üppig. Leider hat die Autorin bei aller Wortgewalt auf jegliche anderweitige Bebilderung verzichtet. Ohne die Unterstützung durch Photo oder Skizze hinterlassen die Beschreibungen der vielen bemerkenswerten Örtchen daher nur einen diffusen Eindruck.

Ansonsten aber lässt diese sympathische Klogeschichte nichts vermissen, nicht einmal die Moral: Nina Sedano will nicht nur erheitern, während wir uns erleichtern, sondern das Thema der Notdurft und deren Örtchen enttabuisieren. Wasser, Leben, Ausscheidungen – all das spielt ineinander. Um sich die Zusammenhänge vor Augen zu führen, empfiehlt Sedano allen den Besuch einer Kläranlage und lässt die Toilette selbst einen Appell an ihre Benutzer richten. Statt sie zu verpönen oder mit Müll zu stopfen, sollten wir ihr dankbar sein, denn die Einführung von Klosetts mit Wasserspülung hat unser Leben um 40 Jahre verlängert. Daher: Hoch auf die Toilette!

Mein Fazit
Nina Sedanos gelungene Mischung aus Witzigem und Wissenswerten befriedigt den Lesehunger im Großen wie im Kleinen, zwischendurch als auch am Stück. „Happy End“ ist „Klolektüre“ vom Feinsten und dennoch zu schade für einen Standort auf dem Abort.

Nina Sedano, Happy End – Die stillen Örtchen dieser Welt
Eden Books, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Happy-End-9783944296944
Autorin der Rezension: Katja Weber

Rezension: Sir Hardy Amies, Das kleine Buch der Herrenmode

Autor der praktischen Sammlung zur Herrenmode ist Sir Hardy Amies (1909-2003), Hofschneider Ihrer Majestät Elisabeth II., in seiner aktiven Zeit bis 1989 wohl der erfolgreichste Couturier in London. Als einer der Begründer der Herren-Konfektionsbekleidung setzte er seinen Anspruch mit dem Ausspruch „Design muss an einem englischen Gentleman aus der Stadt genauso gut aussehen, wie an einem amerikanischen Athleten“ um und erntete dafür großen Erfolg. Herausstechende Leistungen sind die Kostüme in Stanley Kubricks futuristischem Kinofilm „Odyssee im Weltraum“ und die Stil prägende Melone von Patrick Macnee als Superagent John Steed in „Mit Schirm, Charme und Melone“.

Quelle: www.edel.com
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Klassiker und Überraschungen
Amies‘ Klassiker spricht den Mann mit beginnendem Interesse am korrekten Herrenoutfit ebenso an alte Hasen im Metier. Der knackige Schreibstil ist leicht verständlich und geht über das Informative hinaus – der Leser lernt dazu. Der lesende Entdecker kann sich themenspezifisch auf Situationen der Kleidungswahl vorbereiten und kann so sicher sein, eine sichere und gute Figur zu machen. Beispielhaft werden Klassiker der Mode erklärt. Was etwa ist ein Glencheck oder ein Hahnentritt-Muster? Wer dann Gefallen gefunden hat, begegnet auch eher unbekannten Details der Herrenmode wie etwa Doeskin, Plus fours und vielen mehr. Eine klassische alphabetische Reihenfolge vermittelt sehr geschickt den Eindruck einer Enzyklopädie und von short stories gleichermaßen. Weiter Pluspunkt ist das handliche Format, ein perfekter Begleiter auch für das Reisegepäck.

Mein Fazit
Es ist schon lange her, dass ich ein so angenehm knackiges und auf den Punkt gebrachtes Lexikon in der Hand gehalten habe. Geführt durch Beispiele, beginnt der Leser seine eigenen Outfits zu erkunden und neu zu kombinieren. Aufgepasst, junge Herren mit dem Gespür für gute Kleidung: Jeder Anlass, ob beruflich oder privat, erfordert korrekte Kleidung. Sie war schon immer die willkommene Eintrittskarte für Erfolg und Ansehen. Sir Amies zeigt dies unaufdringlich und zeitlos.

10404339_741515109247387_7830667400977162955_nSir Hardy Amies, Das kleine Buch der Herrenmode
Eden Books, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Das-kleine-Buch-der-Herrenmode-9783944296968

Autor Norbert Schaal ist Herrenausstatter, Masskonfektionär und Personal Shopper. Im Mai 2015 feierte sein Unternehmen de Scale einjähriges Jubiläum im aufstrebenden Leipziger Kreuzstraßen-Viertel.

Rezension: Kate Bethune, Das kleine Buch vom Heiraten

Rosaroter Zitatenschatz für nervöse Bräute

Heiraten ist eine Wissenschaft für sich. Das wird jedem klar, der „Das kleine Buch vom Heiraten“ von Kate Bethune in Händen hält. Auf 144 Seiten, liebevoll in rosa Leinen gebunden, versammelt die Engländerin viel Wissenswertes über das Ausrichten der Feierlichkeiten zum Bund fürs Leben. Alphabetisch. Anders ist dem Wirrwarr an Dingen, die gekauft werden wollen, anscheinend nicht beizukommen.

Quelle: www.edel.com
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Bethune hat sich viel Arbeit gemacht, indem sie die historischen Zusammenhänge hinter unseren heutigen Sitten und Gebräuchen erforschte und zusammen trug. Nicht viele wissen wohl, dass Brautkleider erst seit dem 19. Jahrhundert traditionell weiß sind. Genauer gesagt, seitdem die englische Königin Victoria 1840 ihren Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha ehelichte. Sie ist die Trendsetterin, der wir noch heute folgen, wenn Bräute in jungfräulichem Weiß vor den Altar treten.

Kate Bethune bietet einen kurzweiligen Abriss darüber, wie eine Hochzeit nach eigenen Vorstellungen zu gestalten ist. Doch leider auch nicht mehr. Wer Ratschläge oder Anekdoten zum Eheleben erwartet hatte, wird enttäuscht. Und leider vergibt Bethunes Verlag hier eine große Chance. Denn so hübsch das hochwertig verarbeitete Buch auch anzusehen und in die Hand zu nehmen ist, so bietet es doch nur dünnen Inhalt. Selbst auf ihr Kernthema Mode – Bethune ist Modekuratorin – geht die Autorin zu wenig ein. Zwar bespricht sie die einzelnen Kleidungsstücke, doch worauf man bei der Auswahl achten muss, das kommt zu kurz. Und so bleibt das Buch selbst für Heiratswillige nur ein Lektüre-Anfang. Auch wenn es tiefer in die Kulturhistorie eintaucht als Zeitschriften zum Thema, so bleibt es doch an der Oberfläche, wenn es um das Ausrichten einer Hochzeit geht.

Es eignet sich trotzdem. Als Geschenk für Frischverlobte zum Beispiel. Oder als augenzwinkernder Denkanstoß für Langverlobte. Für alle gibt Kate Bethune wenigstens einen essentiellen Ratschlag, entnommen aus dem so betitelten kleinen Buch der Ehesünden von 1913: „So viele Frauen verwenden ihre ganze künstlerische Energie aufs Heiraten, was alles in allem eine relativ unkomplizierte Angelegenheit ist. Verheiratet zu bleiben, ist das wahre Kunststück…“

Kate Bethune, Das kleine Buch vom Heiraten
Eden Books, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Das-kleine-Buch-vom-Heiraten-9783944296593
Autorin der Rezension: Eva Maria Kasimir

Rezension: Nina Sedano, Die Ländersammlerin

Quelle: www.prego-magazin.de
Quelle: www.prego-magazin.de

Nina Sedanos Buch „Die Ländersammlerin – Wie ich in der Ferne mein Zuhause fand“ erschien 2014 bei Eden Books. Die Mittvierzigerin hat innerhalb von 23 Jahren alle 193 UN-Staaten bereist und erzählt in diesem Buch davon (Eigenwerbung: „Die meistgereiste Frau Deutschlands“). Bis 2001 kombinierte die Autorin Arbeit und Reisen: Sie nutzte das gesparte Geld und jede freie Minute, um unterwegs zu sein. 2002 kündigte sie ihren Job als Teamleiterin bei einem Kreditkarteninstitut und konzentrierte sich ganz aufs Reisen. Nina Sedano lebt in Frankfurt/Main.

Das Buch

Angekündigt sind Abenteuer aus vierzig Jahren Reiseerfahrung mit lustigen, gefährlichen und berührenden Erlebnissen. Die Reisegeschichten sind chronologisch geordnet von der ersten Auslandsreise nach Österreich im Jahr 1971 bis zum vorerst letzten Ziel Turkmenistan im September 2011. Die einzelnen Kapitel gehen nicht ineinander über und lassen sich in beliebiger Reihenfolge auch einzeln lesen. Auf rund dreihundert Seiten ist nicht für alle Länder Platz. Ins Buch schafften es viele Tier- und Naturerlebnisse beispielsweise aus afrikanischen und zentralamerikanischen Ländern. Thematisiert werden Übernachtungen in Hostels, asiatischen Stundenhotels und bei Freunden, die Nina Sedano auf ihren Reisen kennenlernte.

Die Erzählungen von schönen und weniger schönen Erlebnissen geraten bei Nina Sedano neutral, ja fast mit Gleichmut. Wenn der Grenzübertritt von Ruanda nach Burundi drei Stunden erfordert, dann ist das eben so. Dem Untertitel „Wie ich in der Ferne mein Zuhause fand“ trägt die Autorin Rechnung mit teils sehr persönlichen Äußerungen. Da geht es zum Beispiel darum, wie der Schal einer Burka schmeckt („Igitt!“). Als die Autorin während des griechischen Wahltages der Eintritt in den Palast von Knossos verwehrt wird und sie deshalb bäuchlings eine Lücke im Zaun nutzt, gerät das sprachlich zu „je oller, desto doller“ und der anschließenden Frage, ob sie deswegen nun „Dreck am Stecken“ habe.

Mein Fazit

Wenn jemand voller Begeisterung von seiner Sammlung erzählt, spaltet sich die Zuhörerschaft in zwei Lager: die Faszinierten und die Gelangweilten. Bei der Ländersammlerin ist das nicht anders. Einige Geschichten beginnen, gehen jedoch nicht weiter. Dafür gibt es jede Menge Wortklaubereien, die weder lustig noch originell sind. Die Schilderungen der Natur- und Tiererlebnisse hingegen sind detailreich und fesselnd gelungen. Wer eine abwechslungsreiche, leicht zu lesende, unterhaltsame Lektüre sucht und die ungelenken Wortspiele ignorieren kann, ist mit der Ländersammlerin gut bedient. Reisejournalisten werden die Nase rümpfen. Ein ernsthafter Reiseführer ist das nicht. Doch der war wohl auch gar nicht beabsichtigt.

Nina Sedano, Die Ländersammlerin
Eden Books, 2014
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Die-Laendersammlerin-9783944296203

Autorin: Mica Berlin