
Es ist gut, dass Websites und Blogs nicht dem Zwang zur schnellen Berichterstattung unterliegen wie Tageszeitungen. So bleibt, wenn nötig, Zeit zur Besinnung und zum Nachwirken. So wie bei diesem Beitrag.
Die ostfriesische Kleinstadt Aurich ist bundesweit Vorbild bei der Aufarbeitung der jüdischen Vergangenheit vor der eigenen Haustür. An Jom Kippur fand dort die 13. Verlegung von Stolpersteinen im Stadtgebiet statt. Beachtlich: Jetzt gibt es 339 kleine Denkmäler für vertriebene, verschleppte, deportierte und ermordete Juden im Pflaster. Eine Arbeitsgruppe arbeitet unermüdlich daran, den Entrechteten Namen und Gesicht zurückzugeben. Wie absurd erscheint da doch das „Argument“, Stolpersteine seien zum Gedenken nicht geeignet, weil man die Opfer so mit Füßen trete. Aber das ist eine andere Geschichte…
Geputzt habe ich sie schon mehrmals, doch ich war zum ersten Mal bei einer Verlegung von Stolpersteinen dabei. Ich kenne keines der Opfer, keine der Opferfamilien. Ich habe keine Juden in meinem Freundeskreis, die ihren Glauben leben und mir davon erzählen. Und doch war ich so betroffen, als stürben dort Mitglieder meiner Familie. Es ist gut, wenn man unter Gleichfühlenden Tränen nicht verbergen muss. Ich lernte in einem kurzen Gespräch Levy (genannt Tito) Wolff kennen, der 1938 als Dreijähriger Aurich noch verlassen konnte und jetzt in Argentinien lebt. Für acht Mitglieder seiner Familie und für ihn selbst wurden an Jom Kippur Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Auricher Wallstraße gelegt. Ich werde ihm nach Buenos Aires schreiben.
Nach einem langen Tag war ich bestärkt: Niemand soll vergessen werden aus der schwärzesten Zeit Deutschlands. Die Arbeit des Erinnerns und Mahnens darf nie nachlassen. In diesem Sinne hat der Eckhaus Verlag Weimar ein Buch mit Stolperstein Geschichten aus Aurich aufgelegt. Der Band versammelt ausgewählte Biografien Auricher Opfer des Nationalsozialismus, die jetzt mit einem Stolperstein geehrt wurden. Die Bücher werden durch das Engagement großzügiger Sponsoren kostenlos an Auricher Schulen verteilt und sind außerdem für alle Leser frei im Handel erhältlich. Der Verlag arbeitet dabei ehrenamtlich ohne Gewinn.
Alle Fotos: © Detlef M. Plaisier



















Wer sich für den Erhalt einer Mühle engagiert, weiß: An einem alten Gemäuer ist immer etwas zu tun – und es ist immer ein Zuschussgeschäft. Doch wenn es etwas zu feiern gibt, dann darf man das mal getrost beiseite schieben. So feierten alle, die sich für die Hilter Mühle (für Kenner: die Dürkensche Mühle) in Lathen engagieren, am Wochenende ein Familienfest auf dem Hilter Berg. Höhepunkte an zwei sonnigen Tagen waren ein historisches Riesenrad, der Besuch einer Majestät und Buchweizen.
Buchweizen? Auf dem weitläufigen Mühlengelände steht nahe dem Eingang die Gastronomie „Hilter Mühle“, frisch auf Vordermann gebracht und betrieben von Patrick Bruns gemeinsam mit seiner Frau Lisa. Empfehlung von mir: Erst einkehren, dann die Mühle besichtigen. Die Preiselbeer-Buchweizen-Torte ist die beste ihrer Art mindestens im ganzen Emsland – ich schwöre!















Der Heimatbegriff wird in Deutschland wieder öffentlich kontrovers diskutiert. Die Initiatoren des Jubiläums-Mühlenfestes in Hilter haben gezeigt, wie unverkrampft das gehen kann: Ein Festzelt mit Live-Musik für die Großen, ein Riesenrad von 1902 und „Hau den Lukas“ für die Kleinen, dazu Vorführungen traditionellen Handwerks, und mittendrin ein stolzes Stück Heimatgeschichte. 









































Zwei Mühlenfreunde aus Uelsen baten uns in der Lager Mühle, ob wir ihre „unfertige“ Mühle in Uelsen einmal ansehen und uns dort austauschen könnten. So kam auf der Reise noch eine vierte Station hinzu.


































Mein Kopf schwirrt von Fachbegriffen rund um historische Mühlen, die jetzt meinen Wortschatz bereichern: Billhammer und Luftfurche, Läuferstein und Bodenstein, Haue und Schluckloch… Gestern kamen die Teilnehmer am Ausbildungskurs für Freiwillige Müller der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen zu einem Übungstag in der Hahnentanger Mühle Westrhauderfehn zusammen. Auf dem Programm stand Steineschärfen. Weil der Bodenstein in Hahnentange in exzellentem Zustand ist und sicher noch eine Generation ohne Nachbearbeitung übersteht, mussten die Teilnehmer mit dem Billhammer nur wenige Furchen ausarbeiten.




































Bis zu einer halben Million Sinti und Roma fielen im nationalsozialistisch besetzten Europa dem Holocaust zum Opfer. Die Vorfahren und älteren Angehörigen der Leeraner Sinti-Familien kamen 1945 aus den befreiten Konzentrationslagern in die Stadt Leer. Auch heute noch sind für viele junge Sinti und Roma, von denen mehrere hundert im Landkreis Leer leben, Ausgrenzung und Misstrauen täglicher Alltag. Der 1. Sinti Verein Ostfriesland und das Projekt „PROFIL“ des Synodalverbandes Leer informierten auf der Ehrenamtsmesse darüber. Zwei der drei Betreuer von „PROFIL“ sind Sinti. Doch warum fehlte hier ein Partner aus den Niederlanden? Dass der klassisch ausgebildete Sinto Sascha Slavicà die Messe auf seiner Geige bravourös begleitete, wurde von den meisten Aktiven gar nicht bewusst wahrgenommen. In der Mittagspause saß er allein in der Kantine, während Vertreter anderer Vereine sich angeregt unterhielten.



















Überall in Deutschland gibt es in den Sommermonaten die Möglichkeit, private Gärten zu besichtigen. Heute öffneten im Rhauderfehner Ortsteil Collinghorst fünf private Eigentümer ihre Grünanlagen. Schon früh waren die Zufahrtwege besetzt, viele Fahrräder standen vor den Eingängen. Weil hier noch sechzig Umzugskartons gepackt werden müssen, schauten wir nur in zwei Gärten im Gasteweg vorbei. Wir nahmen viele Anregungen mit und freuen uns in drei Wochen auf unser eigenes Stück Garten. Hier einige Impressionen:






















