Rezension: Kéthévane Davrichewy, Am Schwarzen Meer

Das Buch erschien 2010 unter dem französischen Titel „La mer noire“ und 2011 in deutscher Sprache im S. Fischer Verlag. Übersetzt wurde es von Claudia Kalscheuer, die unter anderem schon Werke von Jules Verne übersetzt hat. Die Autorin wurde 1965 in Paris geboren und ist selbst georgischer Herkunft. Das Buch erzählt die Geschichte ihrer Großeltern und wurde in Frankreich bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet.

Quelle: fischerverlage.de
Quelle: fischerverlage.de

Tamuna feiert ihren 90. Geburtstag mit all ihren Lieben und blickt auf ein langes, ereignisreiches Leben zurück. Geboren in Georgien, wuchs sie gemeinsam mit ihrer Schwester Thea als Tochter eines Politikers auf. Als Tamuna 15 Jahre alt ist, muss die Familie wegen politischer Unruhen und der Stellung des Vaters schnell das Land verlassen, was dem pubertierenden Mädchen natürlich nicht gefällt. Sie will weder die geliebten Großeltern noch ihre Cousins und Cousinen verlassen – und erst recht nicht ihre erste große Liebe Tamas. So gelangen Tamuna und ihre Schwester Thea mit den Eltern in einen Vorort von Paris, an dem sich bereits andere georgische Flüchtlinge niedergelassen haben.

Am Anfang ist Tamuna sehr enttäuscht über das neue Leben. Sie hatte sich Paris anders vorgestellt und fühlt sich auch ihr ganzes Leben lang immer als Georgierin, die nur in Paris lebt, weil sie wegen der Unruhen nicht zurück in ihre Heimat gehen kann. Tamuna wird erwachsen, heiratet mehr aus Vernunft denn aus Liebe einen anderen georgischen Mann und bekommt zwei Kinder mit ihm. An jedem Tag ihres Lebens denkt Tamuna an ihre große Liebe Tamas, schreibt ihm Briefe, die sie nie abschickt, und sie malt sich aus, was wohl mit ihm passiert ist und wie es ihm geht. Die beiden haben über die Jahre hinweg mehrere Begegnungen, aber es ist nie der richtige Moment für das große gemeinsame Glück. Trotzdem liebt Tamuna ihren Tamas ihr ganzes Leben lang, und genau diese Liebe gibt ihr die Kraft, alle Schicksalsschläge zu überwinden und nie aufzugeben.

Kéthévane Davrichewy erzählt die Lebensgeschichte ihrer Großmutter aus verschiedenen Perspektiven, zwischen denen sie wechselt. Das Geschehen rund um den 90. Geburtstag wird aus der neutralen Erzähler-Perspektive erzählt, der Leser von oben auf die Situation herab und beobachtet, was in Tamunas Wohnung passiert. Rückblenden in ihr Leben sind dagegen aus der Ich-Perspektive erzählt. Der ständige Wechsel macht es hin und wieder kompliziert, sich tief in die Geschichte einzufinden, und ich hatte auch meine Probleme mit den vielen Personen mit georgischen Vornamen, die von Zeit zu Zeit dazukommen. Wenn man nicht wirklich dem Buch seine volle Aufmerksamkeit schenkt und es nicht in einem Rutsch liest, ist es schwer, sofort zu verstehen, welche Person in welchem Verhältnis zu der Hauptperson Tamuna steht. Es erschließt sich natürlich nach und nach, aber ich fand es nicht ideal.

Zusammenfassend kann ich das Buch trotzdem empfehlen. Es ist die mitreißende Geschichte eines bewegten Lebens und einer großen Liebe in den Wirren des Krieges. Ich habe viel über die Geschichte Georgiens, über den Zweiten Weltkrieg und über das Leben als Flüchtling erfahren.

Es gibt sie also noch – die große Liebe! Und sie ist stärker als alles andere und währt ein Leben lang.

Autorin: Sarah Czerwa

 

Rezension: Stefan Müller, 111 Gründe Bücher zu lieben. Oder: Ein Lese(r)buch.

Der Magdeburger Stefan Müller ist wohl das, was man im bildungssprachlichen Milieu gern als „Homme de lettres“ etikettiert. Geboren 1980, stellte er bereits als 17-jähriger seinen ersten Roman „Vertraute Fremde“ vor. Es folgten ein Studium der Germanistik und Anglistik, parallel dazu Engagements in den Redaktionen von Magdeburger General-Anzeiger bzw. Elbe Kurier und die Berufung zum Internetredakteur beim Landtag von Sachsen-Anhalt.

111 Gründe2013 erschien dann im Berliner Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf der Jugendroman „Tibor und ich“ vom mittlerweile promovierten Literaturwissenschaftler. Ach ja: als Sänger ist Stefan Müller auch unterwegs. Und nun stimmt er – ebenfalls bei Schwarzkopf & Schwarzkopf verlegt – ein vielseitiges Loblied aufs Lesen an. „Oha!“, denkt da womöglich mancher sofort: Schon wieder so ein subjektiver Kanon der empfehlenswerten Literatur.

Ja… teilweise durchaus. Aber „111 Gründe Bücher zu lieben“ ist weit mehr als eine Lese-Liste für mehr oder weniger bewanderte Literaturfreunde. Stefan Müller führt seine Leser hier in mehrfacher Hinsicht „listig“ ans Thema ran. Wie und wo kann die Liebe zu Büchern entstehen? Was sagt uns ein Gedankenstrich bei Kleist? Ist Anna Karenina ein Buch zum Film? Macht Büchersortieren eigentlich kreativ? Ist Hans Henny Jahnn ein sexuell getriebener Revoluzzer? In diesem Spektrum behandelt Müller seinen Themenkreis. Und in 111 Aspekten wird so bei dieser Hommage ans Lesen das Leben mit Büchern betrachtet, beschrieben und auch hinterfragt. Den Doktor der Literaturwissenschaft lässt Stefan Müller dabei eher selten aus dem Text herausdozieren. Erfreulicherweise. Denn der vorherrschende Stil in diesem Buch ist zwar von profundem Wissen geprägt – aber immer mit einer freundlichen Leichtigkeit präsentiert. Wobei mir persönlich manche Ausführungen fast etwas zu leise, zu betulich oder zu zutraulich hinsichtlich der beim Humor nach oben offenen Richterskala präsentiert werden. Insbesondere werden vor allem „Hardcore-Leser“ hier kaum auf bislang ungeahnte Literaturempfehlungen stoßen. Das dürfte allerdings auch nicht die Absicht von Stefan Müller beim Schreiben dieses Buches für die 111-Reihe des Verlags gewesen sein. Wer aber einfach mal eine feine Bestätigung für den sinnstiftenden Gehalt seiner Liebhaberei für Bücher und das Lesen an sich möchte oder an ein Geschenk für hoffnungsvolle Nachwuchsleseratten denkt, bekommt mit „111 Gründe“ von Stefan Müller schon reichlich gute Argumente an die Hand. Und hat womöglich – neben unterhaltsamer Nachttischlektüre – damit auch ein linguistisches Update für so manchen Smalltalk unter Gleichgesinnten genossen.

Autor: Harald Wurst | ph1.de

 

Zum Welttag des Buches: Mit LChoice ein Buch bestellen und eine Rose als Geschenk mitnehmen

Welttag des Buches 250x250Die Macher von LChoice geben Gas: Wie schon von der Leipziger Buchmesse berichtet, schließen sich immer mehr lokale Händler der Einkaufs-App an. Zum Welttag des Buches am 23. April gibts jetzt eine besondere Aktion: Wer bei seinem teilnehmenden Buchhändler vom 13. April bis 23. April Lesestoff bestellt und am 23. April abholt, erhält zum Welttag des Buches zusätzlich eine Rose geschenkt. In Leipzig haben sich bisher drei Buchhandlungen bei LChoice angeschlossen, als größte davon LUDWIG im Hauptbahnhof.

www.lchoice.de

Rezension: Milena Agus, Die Gräfin der Lüfte

Warmherzig, aber wenig Inhalt

„Die Gräfin der Lüfte“ ist der erste Roman, den ich von Milena Agus gelesen habe. Der Roman bekommt von mir 2,5 von fünf Sternen, da die Geschichte zwar sehr schön beschrieben und geschrieben ist, mich aber der Inhalt nicht so sehr berührt hat.

Quelle: dtv
Quelle: dtv

Mich hat das Büchlein eher an eine Plauderei unter Freunden erinnert, die über den Alltag von drei eher ungewöhnlichen Schwestern erzählt. Meistens geht es dabei um nichts Essentielles. Die Geschichte ist unterhaltsam und warmherzig erzählt, aber leider ohne besondere Höhepunkte und spannende Situationen. Die Handlung spielt auf Sardinien, wo drei Schwestern in einem ererbten ehemaligen Adelspalast leben. Sie sind verarmte Gräfinnen mit vielen Wünschen und Träumen ganz normaler Frauen. Die eine möchte ein Kind, die andere hat eines, das etwas zurückgeblieben und kaum zu bändigen ist, und die dritte sucht nach einem Mann. Gleichzeitig würden sie gerne die Teile des Palazzos zurückkaufen, die sie einst verkaufen mussten.

Für mich ging diese Geschichte zu wenig in die Tiefe und leider waren mir auch die Figuren nicht sonderlich sympathisch. Trotzdem hat mir der Schreibstil durch die tollen erzählerischen und beschreibenden Elemente gut gefallen. Dennoch konnte ich nach der Lektüre nicht genau sagen, worum es in der Geschichte wirklich geht.

Milena Agus: „Die Gräfin der Lüfte“
Deutscher Taschenbuch Verlag, 2011

Autorin: Steffi Wagner

Rezension: Atle Næss, Die Riemannsche Vermutung. Oder: Eine Wurzelbehandlung der Liebe.

Vorab: Im norwegischen Original heißt dieser Roman „Wurzel aus minus eins“. Womit ich jetzt einfach mal eine kurze seitliche Arabeske aufs mathematische Terrain einleite – denn ein paar Grundlagen in Bezug auf die Gedankenwelt von Riemann und Konsorten helfen womöglich beim Verifizieren der kritischen Betrachtung dieses Buches.

Voilà: Im Raum der reellen Zahlen ist eine negative Wurzel nicht definiert; denn Minus mal Minus ergibt immer Plus. Anders aber bei der Erweiterung  hin zu den komplexen Zahlen. Und da wird dann die Wurzel aus (-1) ‚i‘ genannt. Damit ist, unter anderem nach Ansicht des Autors Atle Næss, die Welt ins Metaphysische hinein eröffnet. Und damit konnte Bernhard Riemann 1859 auch seine berühmte Vermutung aufstellen. In prosaischen Worten lautet diese: Man kann bei der Verteilung von Primzahlen im unendlichen Meer der natürlichen Zahlen gewisse versteckte Muster bei deren Auftauchen entschlüsseln. Auf diesem Fundament bastelt Næss nun seine Geschichte, die uns als Tagebuchaufzeichnungen des Mathematikdozenten Terje Huuse serviert wird.

Der primäre Plot selbst ist schnell erzählt: Mathematiker Huuse hat Frau und zwei Kinder im „schwierigen“ Teenageralter, natürlich ist er in der Midlife-Krise, sexuell läuft im Hause Huuse schon länger nichts mehr. Da lernt er im Rahmen seines Projekts einer geplanten Riemann Biografie bei einem Schreib-Workshop eine gleichaltrige Frau kennen, verliebt sich in diese, muss alles ganz geheim halten, fährt mit ihr sogar nach Berlin und Göttingen zu Recherchen in Sachen Riemann – und muss nach einer häuslichen Katastrophe schnell wieder heim nach Oslo.

Uff! Dass der Erzählstrang dieser Liebesgeschichte die etwas platte Anmutung einer ZDF-Schmonzette aufweist, trübt das Lesevergnügen, wird aber überraschenderweise dann aber – auch mit Bezug auf die offensichtlichen formalen Schwächen – am Ende des Buches aufgelöst. Das ist zwar in gewisser Weise clever vom Autor. Allerdings: beim Lesen der ersten 180 Seiten hilft das freilich nicht. Das Ganze ist leidlich ordentlich erzählt. Der subjektive Einblick in das sozial-emotionale Trauerspiel eines saturierten Mittelständlers jedoch recht ausufernd und nicht besonders originell geschildert. Daneben rauscht der Erzählfluss zur fragmentarisch sich entwickelnden Riemann Biographie. Und die Philosophie von einsamen Zahlenwerten und sich findenden Menschen wabert durch den Subtext. Aber wie gesagt, am Ende wird’s dann – auch durch plötzlichen Perspektivenwechsel – wenigstens in der Rückschau ein Stück weit geistreich.

Fazit in Summe: Primzahlen verstanden.
Prima geht aber anders.

Autor: Harald Wurst | ph1.de

Leipziger Buchmesse 2014 auf Facebook: Kein Dank an Journalisten

Zum Frühstückskaffee lese ich folgenden Eintrag der Leipziger Buchmesse auf Facebook:

„Müde Füße, hungrige Mägen, WirrWarr im Kopf aber Glück und auch ein bisschen Stolz sind die Dinge, die uns im Moment am Meisten bewegen. Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz und bedanken uns bei allen Ausstellern, Besuchern, Autoren und Mitarbeitern, die auch die Leipziger Buchmesse 2014 zu einem unvergesslichen Erlebnis für uns gemacht haben. Ihr seid einfach toll!“

Ich vermisse den Dank an die Journalisten aller Medien, die den Ruf der Buchmesse in die Welt tragen und auch in das Wohnzimmer um die Ecke. Oder ist das selbstverständlich und bedarf keiner Erwähnung, weil es ja unser Job ist?

Gegenwind für Amazon und Co.: Jetzt mit der mobilen App LChoice direkt lokal einkaufen

Die Idee ist so naheliegend, und doch ist die Markteinführung ein hartes Stück Arbeit. Mit der LChoice QR-Code Shopping App kann jeder Konsument die lokalen Händler unterstützen und unkompliziert einkaufen. Auf der Leipziger Buchmesse habe ich mit Vorstand Robert Bintig über das Modell „App locally“ gesprochen. 

LChoice LBM 2014David gegen Goliath? Noch sieht es so aus. Der Umsatz der deutschen Buchhandelsbranche steht kurz vor der 10 Milliarden-Grenze, einen Großteil davon schöpft der Internethandel mit Amazon und Co. ab. Die Idee, Käufer ausgerechnet über den digitalen Weg einer App zum lokalen Händler zurückzuholen, scheint zunächst widersinnig. Tatsächlich könnte dies in den nächsten Jahren der Königsweg für die Wiederbelebung des stationären Handels werden.

LChoice, eine kostenlose App des Münchener StartUp-Unternehmens MChoice im Apple-App-Store oder Google-Play-Store, ermöglicht es Usern, ihr Wunschbuch über das Smartphone zu suchen und zu erwerben. Nach der Registrierung mit Passwort und Postleitzahl werden die lokale Lieblingsbuchhandlung, Bezahldaten und Liefermethode ausgewählt. Für eine Bestellung wird der QR-/Barcode eingescannt oder die ISBN-Nummer vom Buchrücken eingegeben. Auch eine direkte Titelsuche ist möglich. Amazon und andere Webshops bleiben dabei außen vor, es nehmen ausschließlich lokale Händler an dem Programm teil. So werden Grenzen überwunden: Der stationäre Handel stellt sich auf die wachsende Mobilität der Konsumenten ein, Kunden können weiter bequem mobil bleiben und doch am Ort einkaufen. Es werden mit der App keine weiteren Produktdaten geliefert, die Beratung bleibt somit Aufgabe der Händler vor Ort. Daher steht das „L“ in LChoice für „Local“ (nicht für Leipzig, wie einige Besucher auf der Buchmesse vermuteten).

App locally LogoDie Ansage von Robert Bintig ist eindeutig: „Wir wollen die große universelle Einkaufs-App werden für viele Branchen und Millionen Produkte. Jede Stelle in der Welt ist ein Point of Sale.“ Zentrale Distribution wie bei Amazon projiziere die alte Welt ins Internet. Anstelle von Webshop und Warenkorb sei eine verlängerte Ladentheke gefragt. Andere Branchen zusätzlich zum Buchhandel sind bei MChoice im Visier, die Märkte in Österreich und der Schweiz werden gerade erschlossen. Vorrangig wird jetzt ein strategischer Partner gesucht, um den QR-Code als Marke zu etablieren.

Der Weg dahin mit bislang zehn Mitarbeitern ist noch weit. Leipzig appt bisher sehr verhalten. Drei Buchhandlungen haben sich dem Programm angeschlossen, als größte LUDWIG im Hauptbahnhof. Hugendubel und Lehmanns fehlen. Rolf Hammann, Unternehmenssprecher bei Lehmanns, teilte auf telefonische Anfrage mit, man prüfe dort Anfragen von mehreren Anbietern. Eine generelle Entscheidung über eine Beteiligung gebe es noch nicht. In der Zentrale von Hugendubel ist LChoice bisher nicht bekannt. Das Unternehmen nutzt MyeBooks als reine Lese-App.

Gastkommentar: Mein Buchmessefreitag 2014 / Von Sandra Gräfenstein

Autorin Sandra Gräfenstein. Foto: Detlef M. Plaisier
Autorin Sandra Gräfenstein. Foto: Detlef M. Plaisier

Einfach mal so einen Tag auf die Buchmesse? Geht nicht. Ich habe mich schon seit Tagen darauf vorbereitet, im Programmheft wichtige Veranstaltungen markiert und genau kalkuliert, wann ich wo wie am schnellsten hinkomme. Zur Einstimmung war ich gestern schon zur Lesung von Jens Lange „Stahlbetone, Kenotaphe – Brauttruhen von Mooreiche“ im Poniatowski.

Mein Buchmessefreitag beginnt pünktlich um neun in der Glashalle. Nur kurz umschauen, wie das Blaue Sofa dieses Jahr gestaltet ist, und schon geht’s auf zum Schweizer Forum, um einen guten Platz zum „Weckruf“ zu 9:30 Uhr zu ergattern. Der Weckruf ist laut (davon wird jeder wach, der mittlerweile in der Glashalle ist) und bringt mich ein wenig in die Schweizer Berge. Darauf folgt eine Fragerunde zur Schweiz… wunderbar und wissenswert. Die Schweizer spielen nicht „Mensch ärgere dich nicht“ sondern „Eile mit Weile“…

Schweizer Weckruf mit "Doppelbock". Foto: Detlef M. Plaisier
Schweizer Weckruf mit „Doppelbock“. Foto: Detlef M. Plaisier

Danach mache ich mich auf in Richtung CCL mit kurzem Abstecher in Halle 2, ich habe ja noch etwas Zeit… und so sehe ich zuerst bei der Bundesregierung vorbei und bekomme wieder ganz viel Material fürs Studium. Dieses Jahr veranstaltet die Bundesregierung eine Quizshow für Schüler mit Fragen zur deutschen Regierung und zur Welt. Puuuh… manche Fragen kann ich auch nicht beantworten. Danach geht’s noch zur Bundesbank, wo es Material zu Geld und Geldpolitik gibt und auch viele Fragen dazu beantwortet werden. Es gibt auch Papiergeld geschreddert und eingeschweißt zum Mitnehmen, ein schönes Dekostück.

Quelle: zdf.de
Quelle: zdf.de

Nun muss ich mich aber sputen. Um 11 Uhr gibt’s einen Vortrag im CCL von der EZB. Der Weg ins CCL ist leicht von Halle 2 aus – und nun? Keine Sorge, an den Treppen im CCL ist alles perfekt ausgeschildert. Seminarraum 13: Ebene +2. Super gefunden. Der Seminarraum ist angenehm klimatisiert und gut vorbereitet. Die Dozentin Kristin Gruner-Ziegler kommt von der Filiale der Deutschen Bundesbank Leipzig. Der Vortrag „Die Geldpolitik der EZB seit Ausbruch der Krise“ sollte 30 Minuten dauern. Es wurden spannende 45 Minuten daraus. Für weitere Fragen wurden alle Zuhörer an den Stand der Bundesbank in Halle 2 eingeladen, was ich auch für Fragen zum Material nochmals genutzt habe.

Das schnellste Fortbewegungsmittel auf der Buchmesse. Foto: Archiv Detlef M. Plaisier
Das schnellste Fortbewegungsmittel auf der Buchmesse. Foto: Archiv Detlef M. Plaisier

Nächster Treffpunkt: 13:30 Uhr am Blauen Sofa. Endlich Zeit, um mich in den Hallen genauer umzusehen. In Halle 2 gab es ganz viele Leseinseln für Kinder, Halle 4 war mit ganz viel Schweiz und etwas Fantasy belegt. Halle 5 brachte mir als erstes eine kleine Stärkung in Form einer großen Auswahl an Gummibärchen und zeigte mir dann alles Wichtige, um Karriere zu machen. Fragen zu Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen wurden nach Anmeldung beim Karrieretag beantwortet. In Halle 3 gab es wieder Infos pur zur Uni Leipzig, dem ARD Hörbuchforum und dem ARD TV-Forum.

Vor der Öffnung der Hallen. Foto: Archiv Detlef M. Plaisier
Vor der Öffnung der Hallen. Foto: Archiv Detlef M. Plaisier

Nun wieder auf zur Glashalle. Eine kurze Verschnaufpause im Eingangsbereich, um die Manga-Kostüme zu sehen. Dann zum ZDF-Stand, um Kuli, Mainzelmännchen-Figur DET und Pin einzusammeln, und dann direkt zum Blauen Sofa: Autorengespräch um 13:30 Uhr mit Julia Enke zu ihrem Buch „Charisma und Politik“. Das Buch scheint aufklärend zu sein, welchem unserer Politiker Charisma fehlt… Es kommt auf meine bisher recht kurze Liste der Bücher, die ich gern lesen möchte.

Mein Gefühl sagt: Mittagszeit – dabei ist es schon nach 14 Uhr. Also einmal umschauen, was es alles so gibt in der Glashalle. Crêpes, Pizza, Hotdogs, Suppen, Kuchen. Ich entscheide mich für asiatische Nudeln mit Gemüse für fünf Euro.

Manga-Comic-Convention LBM 2014. Foto: Detlef M. Plaisier
Manga-Comic-Convention LBM 2014. Foto: Detlef M. Plaisier

Nach der Stärkung habe ich mir nochmals Halle 3 etwas genauer angeschaut und dann einen kurzen Abstecher in Halle 1 zur Manga-Comic-Convention gemacht. Die Halle 1 ist voller schöner Kostüme mit einer riesigen Bühne, auf der gerade ein Kampf der Jedi-Ritter nachgestellt wird. Manga und Comic ist nicht gerade meins, aber den Kampf der Jedi musste ich mir anschauen. Die Lichtschwerter waren einfach Klasse!

Jetzt wieder zurück in Halle 3 zur Uni Leipzig. Die Sitzplätze sind leider genauso hart und ungepolstert wie im letzten Jahr, die Themen aber genauso spannend. Thema um 16 Uhr ist die Eurokrise. Die einen Reden nur darüber, die anderen leben damit. Interessant, wie das in Portugal gesehen wird und wie man dort damit umgeht.

Leider kann nicht bis zum Schluss bleiben. Da wartet nämlich um 17 Uhr der Schweizer Ausklang in der Glashalle auf mich. Und es war die richtige Entscheidung: Christian Uetz, Performer und Autor, stellt sein „Schweizer Requiem“ vor. Ein gelungener Ausklang mit viel Humor.

So, nun habe ich all meine Stationen mitgenommen, die ich mir ausgesucht hatte, bin voll und ganz zufrieden und freue mich schon jetzt … auf die nächste Buchmesse vom 12. – 15.03.2015. Der Urlaub ist schon im Kalender vorgemerkt – genau wie die freien Tage zum WGT…

Zehn Uhr morgens auf der Buchmesse: Wie frühstücken unsere Nachbarn?

In Halle 4 liegen das Österreichische Kaffeehaus und die Bücherpräsentation der Schweiz mit einer kleinen Restauration in Sichtweite voneinander. Es ist Sonntagmorgen, zehn Uhr. Die Hallen haben gerade geöffnet. Grund genug, einmal nachzufragen, was bei unseren Nachbarn zum Sonntagmorgen-Frühstück auf den Tisch kommt.

„Kipferl mit Butter und Marillenmarmelade“. Die Antwort im Österreichischen Kaffeehaus kommt prompt. Dazu gibt’s Kaffee in verschiedenen Variationen nach Geschmack. In der Südsteiermark mag man deftiges Fleisch oder Speck auf dem Frühstückstisch, in den Alpenregionen werde Käse bevorzugt, und die Städter mögen es am liebsten süß.

Die Schweiz ziert sich: „Ich frühstücke nicht.“ Die Kollegin weiß Rat. Man isst Kipferl mit Milchkaffee. In den ländlichen Regionen wird zum Sonntagmorgen oft Rösti zubereitet. Was alle Landsmannschaften vereint, ist der Butterzopf.

Anmerkung für die Leipziger: Ein Kipferl ähnelt einem Croissant, wird aber aus einem anderen Teig hergestellt.