Reingelesen: Maria Rhein & Dieter Beckmann, Die Sichel des Todes. Ein historisches Vergnügen!

www.gmeiner-verlag.de

Fee erzählt vom Inhalt

Kommissar Heinrich Maler und sein Gehilfe erhalten von der preußischen Geheimpolizei in Berlin den Auftrag, John Rodman, einen deutschstämmigen Millionär aus den USA, zu beschützen. Er beabsichtigt, in Deutschland zu investieren, bekommt aber Drohbriefe, weil er „das Urevangelium“ sucht. Dabei weiß niemand genau, ob es dieses Evangelium wirklich gibt. Sollte es gefunden werden, wäre es eine Katastrofe für die Amtskirche. Das Geschehen spielt im Jahr 1877 in Münster. Im Text gibt es immer Rückblenden ins Mittelalter. Schließlich gerät der Kommissar selber in die Mühlen der Justiz…

Fee meint

Ich hab ja nichts mit Geschichte am Hut, trotzdem liebe ich Münster wie meine Geburtsstadt und bin fasziniert von der Geschichte der Wiedertäufer. Die Charaktere sind mit ihren Stärken und Schwächen brillant angelegt und ziehen mich direkt ins Geschehen. Auch wenn einige Abläufe vorhersehbar waren, trat dies der Spannung dem Krimi keinen Abbruch.

… und das FeenFazit

Wäre jeder historische Krimi so spannend, toll und light wäre, ach, es wäre ein Vergnügen, historische Bücher zu lesen. Dies ist definitiv ein „Behaltebuch“. Ich werde es noch einmal lesen und mir Band 1 auf jeden Fall auch kaufen.

Reingelesen: Maria Rhein & Dieter Beckmann, Die Sichel des Todes
Gmeiner Verlag, 2016

Danke für die Leseeindrücke an „Lesezeichenfee“ Sylvia F. Wagner

Rezension: Ramita Navai, Stadt der Lügen

https://keinundaber.ch

Fee erzählt den Inhalt

Die Autorin stellt den Lebensweg einiger Menschen aus Teheran vor. Sie stellt ihre Stadt vor und die geschichtlichen Hintergründe. Viele Geschichten sind wahr, manche aus verschiedenen lebenden Charakteren zusammengesetzt, die aber verfremdet wurden.

Fee meint

Als westliche Frau bin ich total geschockt. Was für Verbote im Iran, und dazu noch die Todesstrafe!  Ich hatte so viel Mitleid mit den Menschen, und es fiel mir sehr schwer, das Buch zu lesen. Tatsächlich gab es „Happy Ends“, die ich aber nie so vorhergesehen hätte. Überall Sex und Prostitution – ja, in dieser Stadt würde ich auch zur Lügnerin, denn es gibt keine andere Chance, dort zu überleben! Wieder einmal zeigt sich, dass man auf keinen Fall als Frau geboren werden sollte. Trotzdem kann ich verstehen, dass manche Menschen das pulsierende Teheran nicht verlassen wollen, weil ihnen zum Beispiel London mit den doch etwas steifen und weniger herzlichen Engländern auf Dauer nicht gefiele. Der faszinierendste Charakter war für mich Pari. Aber um nichts in der Welt hätte ich mit ihr tauschen wollen!

… und das FeenFazit

Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich froh, dass ich in Deutschland als Christin geboren wurde, auch wenn ich nicht wirklich gläubig bin. Ich kann hier nur eine stille Leseempfehlung geben und keinerlei Kritik äußern. Ich bin einfach sprachlos und geschockt.

Ramita Navai, Stadt der Lügen
Kein & Aber, 2016

Danke für die Leseeindrücke an „Lesezeichenfee“ Sylvia F. Wagner

Rezension: Kathrin Schmidt, Kapoks Schwestern. Nein, ich trage keine Schuld.

www.kiwi-verlag.de

Fee erzählt vom Inhalt

Das Buch erzählt von mehreren Generationen einer Familie in Berlin vor dem Mauerbau und danach, von Nachbarn, Freunden und Verwandten. n möglichen Leuten. Es geht um Juden, um den Krieg, um Sex, um Abtreibung… ein weites Feld und eine Chance, fesselnd zu erzählen.

Fee meint zum Buch

„Kapoks Schwestern“ war für mich bis etwa zur Hälfte des Buches ermüdend. So lange brauchte ich, um für alle Charaktere ein Gefühl zu entwickeln. Kann mir bitte jemand erklären, warum Sex für die Beziehungen der Menschen untereinander immer so wichtig ist?

Warum fehlen dem Buch überraschende Wendungen? Und warum gibt es immer wieder diesen verwirrenden Wechsel zwischen den Generationen und Zeiten?

100 Jahre deutsche und europäische Geschichte siechen in dem Buch dahin. Zeitweise fühle ich mich ertappt, dass ich mich an der Verfolgung der Juden schuldig fühle. Geschichte ist eh nicht das, was mich fasziniert, aber dieses Buch lässt mich gezwungenermaßen Geschichte erleben, die längst vergangen ist. Es tut mir leid, aber ich habe damals nicht gelebt. Und schon wieder entschuldige ich mich für etwas, für das ich nichts kann. Der Krieg war 20 Jahre vor meiner Geburt beendet. Was also hätte ich dagegen tun sollen? Meine Mutter war damals erst drei Jahre alt, und auch sie musste sich immer entschuldigen. Meine Oma hatte ganz andere Probleme. Nach dem Tod ihres Ehemanns musste sie vier Kinder satt bekommen. Ihr Mann wurde von seinen eigenen Leuten erschossen, weil er sich weigerte, Juden zu erschießen. Und nun? Was hätte ich tun können? WAS? Ich hatte Vorfahren, die durch den Krieg total verändert wurden, die nicht glücklich waren und die durch den Krieg nur Probleme hatten. Jeder hatte liebe Menschen verloren, jeder musste schauen, wie er seine Kinder satt bekam. Jeder.

… und das FeenFazit

So sehr ich Lesen und Bücher liebe, so sehr liebte ich es, dieses Buch zur Seite legen zu können, in der Gewissheit, es nie wieder lesen zu müssen. Dieses Buch spricht Menschen an, die Geschichte lieben, die ständig an die „deutsche Schuld gegenüber Juden“ erinnert werden wollen. Dieses Thema wird noch lange in uns leben, das Gefühl, sich ständig entschuldigen zu müssen, obwohl man selbst kein Täter war.

Kathrin Schmidt, Kapoks Schwestern
Kiepenheuer & Witsch, 2016

Eine Kritik von „Lesezeichenfee“ Sylvia F. Wagner

Anmerkung von Detlef M. Plaisier: Nicht alle Rezensionen dieses Blogs geben meine Meinung wieder. Dies ist ein Beispiel dafür. Ich distanziere mich von der Sicht der Rezensentin auf die deutsche Geschichte und den Holocaust. Ich halte Gedenken für eine elementare Pflicht, eben auch und gerade aus der Geschichte meiner Familie heraus. Mein Großvater war in einem der Emslandlager beschäftigt, meine Großmutter bekleidete eine Position in der NS-Frauenschaft. „Morgen kann eine andere Gruppe drankommen als die Juden, etwa die alten, die ja im 3.Reich gerade eben noch verschont wurden, oder die Intellektuellen, oder einfach abweichende Gruppen. Das Klima …, das am meisten solche Auferstehung fördert, ist der wiedererwachende Nationalismus.“ (Aus: Theodor W. Adorno, Erziehung nach Auschwitz)

Rezension: Anna Galkina, Das kalte Licht der fernen Sterne. Einfach nur widerlich.

www.lovelybooks.de

Fee erzählt vom Inhalt und hat eine klare Meinung

Nastija wächst mit ihrer Mutter und Großmutter nicht weit von Moskau auf. Sie teilen die bittere Armut der meisten Menschen im Ort.

Das Buch besteht aus vielen kleinen Geschichten, die zunächst völlig unzusammenhängend und jede für sich langweilig sind. Erst als Nastija ungefähr 16 Jahre alt ist, nimmt das Buch Fahrt auf. Zunächst unnahbar, erzählt Nastija dann aus der Mitte des Geschehens und nimmt den Leser mit. Etwa zur Hälfte des Buches kam ich mit dem Schreibstil klar.

Der Inhalt  – nein, nichts für mich. Kurz: Sex und Alkohol und alles, was wohl in Nastijas Welt dazugehört: Erste Liebe, Alkoholexzesse, Vergewaltigung, Abtreibung.  Ich finde den Inhalt gruselig-schrecklich-eklig, und ich mag mir gar nicht alles vorstellen, was erzählt wird. Für jemand, der fast keinen Alkohol trinkt, ist das alles schrecklich und mir fehlt jedes Verständnis oder Mitgefühl.

Die Sprache ist derb. Ich mag keinen der geschilderten Charaktere. Sonst überlege ich mir: Wer ist mein Lieblingscharakter? Hier weiß ich, dass ich niemanden mag und einfach nur froh war, als ich am Ende angekommen war. Ja, ich habe durchgehalten. 217 Seiten, erst langweilig, dann nur noch widerlich und eklig.

… und das FeenFazit

Ich bleibe angewidert zurück. Ich stelle das Buch in eine unerreichbare Ecke des Regals. Ich halte mich künftig fern von dieser Autorin.

Anna Galkina, Das kalte Licht der fernen Sterne
Frankfurter Verlagsanstalt, 2016

Eine Kritik von „Lesezeichenfee“ Sylvia F. Wagner

Anmerkung von Detlef M. Plaisier: Gut, dass man Bücher auch komplett anders lesen kann. Ich war fasziniert von Inhalt und Sprache. Mich haben die drastischen Bilder lange nicht verlassen. Ich habe viel bei Freunden über dieses Buch gesprochen. Für mich ist das hohe Kunst.

Rezension: Hanna Rackwitz, Ich tick nicht richtig

www.m-vg.de

Die Autorin Hanka Rackwitz hat einige Bekanntheit durch ihre TV-Auftritte bei „Big Brother“, „mieten, kaufen, wohnen“ und zuletzt im “Dschungelcamp“ erlangt. Das Buch „Ich tick nicht richtig – Geschichten aus meinem Neurosengarten“ ist das erste Buch der Immobilienmaklerin, das sie zusammen mit der Journalistin Petra Cnyrim verfasste. Es erschien 2016 im mvg Verlag. Ich persönlich kannte Hanka Rackwitz nicht, bevor ich ihr Buch in die Hände bekam. Das ist jedoch nicht weiter wichtig für das Verständnis des Buches, da sie ihre Biografie dort recht ausführlich darlegt. Aber dazu später.

Wie der Titel vermuten lässt, beschreibt Hanka Rackwitz in diesem Buch ihre Angst- und Zwangsstörungen. Die Schilderungen ihrer diversen Zwänge sind sehr ehrlich, zumal sie offen zugibt, diese noch nicht vollständig überwunden zu haben und die Bewältigung ihres Alltags wirklich sehr kräftezehrend ist. Sie beschreibt einige persönliche und auch peinliche Situationen aus ihrem Leben auf sehr humorvolle Weise, was einerseits sehr mutig und andererseits sehr sympathisch ist. Hanka Rackwitz erklärt, warum sie nagelneue Designermöbel wegschmeißt, einige Zimmer ihrer Wohnung aus Angst nicht betreten kann und ihre Gummistiefel sie beruhigen. Das Schreiben des Buches stellt eine Art Selbsttherapie dar und richtet sich an Betroffene und Angehörige.

Ich als Leserin, die weder an Angst- und Zwangsstörungen leidet, noch Kontakt mit Betroffenen hat, fand es hochinteressant, mehr über diese Problematik zu erfahren. Hanka Rackwitz beschreibt nicht nur, wie und warum ihre Zwänge auftreten, sondern auch, wie sie damit umgeht und was ihr hilft. Ihre Therapeutin kommt in einigen Kapiteln zu Wort und ergänzt eine Perspektive von außen. Wie das Buch auf Betroffene wirkt, kann ich nicht einschätzen. Mir hat es einen sehr guten ersten Einblick in das Krankheitsbild gegeben.

Weniger interessant fand ich die viel zu ausführlichen biographischen Details. Sicher, die eigene Vergangenheit ist eng verbunden mit psychischen Störungen, aber die seitenlange Beschreibung von chronologisch aufgelisteten Exfreunden und Familiengeschichten haben mich doch sehr gelangweilt. Zumal, und das ist meiner Meinung nach das große Manko an diesem Buch, der Stil des Buches überhaupt nicht überzeugt: viel zu salopp und etliche Floskeln, die absolut nichts aussagen. Vielleicht mag sich das an ihren frechen Charakter anlehnen, durch den sie im TV bekannt geworden ist. Jedoch waren einige Absätze so grausig und flapsig formuliert, dass ich den Eindruck hatte, die Rohfassung des Textes wurde ohne jegliche Korrektur übernommen. So konnte ich schwer über inhaltlich öde Stellen hinwegsehen und die thematisch spannenden Kapitel litten auch darunter.

Fazit: Hanka Rackwitz schildert ihre Angst- und Zwangsstörung in einer sehr ehrlichen und persönlichen Art. Leider war das Lesen des Buches aufgrund des Schreibstils und langatmiger Detailbeschreibungen dennoch kein großes Vergnügen.

Hanna Rackwitz, Ich tick nicht richtig
mvg Verlag, 2016

Autorin der Rezension: Franziska Schmidt – Danke nach Sofia!

Erste Leipziger Wortmeisterschaft auf der Buchmesse – ich bin dabei!

Überzeugen die ersten Sätze von Autoren das Publikum, damit es weiterhören will?

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz: Autoren sollten ihren ersten Satz so wählen, dass die Menschen auf jeden Fall auch den zweiten Satz lesen möchten. In Leipzig prüft die Hörspiel Gemeinschaft dieses Gesetz bei der Premiere der Leipziger Wortmeisterschaft: Erste Sätze von völlig unterschiedlichen Werken treten gegeneinander an. Das Publikum entscheidet, welcher Satz in die zweite Runde kommt – und diese schließt sich sofort an. Von den Texten, die auch den zweiten Satz überstehen, gibt es dann noch mehr zu hören. Das Publikum wählt am Ende seinen Favoriten – den Wortmeister des Tages. Die Autoren der Texte sind alle anwesend und werden teilweise selbst lesen.

Ich freue mich, dass ich mit meiner Biografie „Bubis Kinnertied“ dabei sein darf.

Kommt bitte zahlreich und unterstützt mich!

Donnerstag, 23.3., 12:30 Uhr, Halle 3 / B 501

Freitag, 24.3., 13:00 Uhr, Halle 3 / B 501

Rezension: Ransom Riggs, Die Bibliothek der besonderen Kinder (Band III der Trilogie der besonderen Kinder). Leider suboptimal.

www.droemer-knaur.de

Worum geht es in diesem dritten, und bisher finalen Band der „besonderen Kinder“? Mit knapper Not entkommen Jacob, Emma und Addison in der Londoner U-Bahn den Wights. Sie machen sich auf die Suche nach ihren entführten Freunden und landen mit der Hilfe des zwielichtigen Sharon in der Zeitschleife Devils Acre. Dort treffen sie auf helfende Hände, aber auch auf viele zwielichtige Gestalten. Jacob entwickelt seine Fähigkeit, Hollowgasts zu kontrollieren. Die Wights, ihre Gegenspieler, sind unter der Führung von Caul weiter auf der Suche nach der so genannten Bibliothek der Seelen, um die endgültige Macht über Besonderen-Welt zu erlangen. Es kommt zum Showdown.

Der Aufbau des Buches ist aus meiner Sicht suboptimal. Fast bis zur Hälfte jagen Jacob, Emma und Addison hinter ihren Freunden her. Und jagen und jagen… Dabei erscheinen die Gefahren, denen sie begegnen, durchgängig „lauwarm“, um es einmal so auszudrücken. Echte Spannung entsteht nur ansatzweise und verpufft immer wieder. Ein Wendepunkt tritt durch das Treffen mit Bentham, dem Bruder Cauls und Miss Peregrine ein. Hier und in den folgenden Abschnitten baut sich zum ersten Mal so etwas wie ein roter Faden auf, eine Perspektive dessen, was Jacob und seine Freunde überhaupt vorhaben – abgesehen vom blinden Hinterherjagen. Ich will nicht zu viel des Inhalts verraten, jedenfalls kommt es zum erwarteten Showdown, der jedoch auch eher mäßig spannend daherkommt und noch dazu in zwei Etappen stattfindet. Eine ganze Reihe von Punkten der Lösung erscheint mir wenig logisch bzw. nicht konsistent zur Gesamtgeschichte. Zusätzlich bemüht der Autor für meinen Geschmack zu sehr den Zufall und das Glück. Nach dem Showdown klappert dann noch eine Restgeschichte um Jacob und Emma hinterher, die durch künstliche, unlogische Hindernisse unnötig in die Länge gezogen wird.

Manche mögen es als unfair empfinden, aber ich habe die „besonderen Kinder“ während des Lesens häufig mit anderen „magischen“ Büchern verglichen. Die Parallelexistenz einer normalen und einer magischen Welt glaubwürdig darzustellen, darf wohl als besondere Herausforderung bezeichnet werden. Riggs‘ Vorgehensweise hierzu konnte mich nicht überzeugen. Aus meiner Sicht unnötig oft werden Verweise auf unsere normale Welt in den Text aufgenommen, die den Leser aus der Stimmung herausreißen. Wenn aktuelle Schauspieler oder Musikgruppen o.ä. angesprochen werden, während ich mich gedanklich in der „magischen“ Welt befinde, stört das nur den Lesefluss. Man kann an den Harry-Potter-Romanen oder auch der Bartimäus-Reihe von Strout sehr gut sehen, wie so etwas besser geht. Vielleicht bin ich in diesem Punkt zu penibel, aber es hat mich gestört.

Das Buch ist sehr reichhaltig mit alten Schwarz-Weiß-Fotos ausgestattet. Auf diese Bilder wird in der Geschichte durchgängig Bezug genommen, sie dienen sozusagen der Illustration. Allerdings handelt es sich um echte Aufnahmen aus der Jahrhundertwende. Und hier habe ich nun ein Problem. Sich als Autor durch Bilder inspirieren zu lassen, ist üblich und legitim. Die Bilder mit ins Buch zu nehmen, empfand ich als unangemessen. Durchgängig konnte ich den Gedanken nicht verdrängen, dass der Autor sich selbst nicht die Mühe gemacht hat, Handlung zu erschaffen, sondern im Grunde nur den Inhalt der Bilder „nacherzählt“. Ich fühlte mich um die Eigenleistung des Autors betrogen. Zumal die Personen auf den Bildern, in den weit überwiegenden Fällen, überhaupt keine Rolle im Buch spielten (oder maximal unwichtige Randrollen) und letztlich so das Buch nur aufblähten.

Zusammenfassend kann ich maximal drei Sterne von fünf vergeben. Diese drei Sterne vergebe ich für die gute Grundidee und die spannenden Stellen des zweiten Teils des Buches. Sollte es einen weiteren Band dieser Reihe geben, würde ich ihn mit ziemlicher Sicherheit nicht kaufen.

Ransom Riggs, Die Bibliothek der besonderen Kinder
Knaur TB, 2016
Interview mit dem Autor: https://www.droemer-knaur.de/leselounge/7775706/

Danke für die Leseeindrücke an Dr. Jürgen Albers

Reingelesen: Jenny Colgan, Die kleine Bäckerei am Strandweg

www.piper.de

Die junge Poly führt es nach einem Schicksalsschlag ohne Geld, ohne Job und ohne Freund in das kleine Städtchen Mount Polbearne auf einer kleinen vom Festland getrennten Insel vor Cornwalls Küste. Um etwas Normalität in ihr neues Leben zu bringen, backt Poly Brot für sich. Der Duft des Ofenfrischen zieht zuerst die Fischer zu Poly. Es entwickeln sich Freundschaften und die erste feste Brotkundschaft. Das gute Brot spricht sich im Dorf herum, und so fragen immer mehr Bewohner der Insel nach dem wohlschmeckenden Brot. Schließlich macht Poly ihr Hobby zum Beruf und eröffnet ihre eigene kleine Bäckerei am Strandweg.

Mein Urteil: Ein sehr schöner Roman, der mich beim Lesen direkt auf die kleine Insel Polbearne entführt hat. Ich konnte die Meeresbrise und das ofenfrische Brot förmlich riechen. Das Buch ist wunderbar emotional geschrieben; leicht zu lesen als Lektüre für jede Jahreszeit und zugleich fesselnd. Polys Brote sind kleine Verführer: Sie sind so schmackhaft beschrieben, dass ich einige der Backrezepte am Buchende noch ausprobieren werde.

Jenny Colgan, Die kleine Bäckerei am Strandweg
Piper, 2016

Danke für die Leseeindrücke an Sandra Gräfenstein

Nicht nachgekocht: Pei-Yu Chang, Hundebraten süßsauer. Kochbuch der chinesischen Hausmannskost

www.kunstanstifter.de

Ja, das Buch ist liebevoll illustriert und erinnert auf weiten Strecken damit an ein Kinderbuch. Ja, es erklärt die fünf typischen Kochmethoden, die am häufigsten in der chinesischen Küche verwendet werden mit passenden Rezepten. Und dennoch: Dieses Buch werde ich weitergeben. Die Rezepte sind für mich undurchführbar. Wie selbstverständlich wird vorausgesetzt, dass ich als interessierte Leserin einen Wok besitze und einen Asia-Laden um die Ecke, um alle Zutaten einzukaufen. Ist bei mir aber nicht so. Daher nur eine Empfehlung für gut ausgestattete Hobbyköche und Liebhaber der chinesischen Küche. Aber schmunzeln musste ich trotzdem…

Pei-Yu Chang, Hundebraten süßsauer
Kunstanstifter Verlag, 2016

Gelesen und nicht nachgekocht von „Lesezeichenfee“ Sylvia F. Wagner

Rezension: Kees van Beijnum, Die Zerbrechlichkeit der Welt

www.randomhouse.de

Fee erzählt vom Inhalt

Der niederländische Richter Rem Brink befindet sich 1946 in der japanischen Hauptstadt Tokio. Die Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs sollen verurteilt werden. Als Brink eine abweichende Meinung vertritt, hat er die meisten Kollegen gegen sich. Die junge Sängerin Michiko, die er kennenlernt, berührt ihn. Er verliebt sich. Als Brinks Frau ihn besucht, schickt er Michiko zu ihren Verwandten in die Berge, wo sie wenig Zuspruch erhält. Als sie ihm schreibt, antwortet er nicht. Dann kommt sie zurück…

Fees Meinung

Das Buch ist erschütternd. Brink geht fremd und lässt Michiko danach mit ihrem Kind alleine im Sumpf der Armut. Ich bin entsetzt. Menschen, die gegen den Krieg waren und versucht haben, ihn zu verhindern, werden nach dem Kriegsende enbenso angeklgt wie die verantwortlichen für das Töten. Nein, das ist nicht mein Buch, wenn ich lesen muss, wie sich Michiko für ihr Kind einsetzt, dass sie eigentlich nach der Geburt umbringen sollte, wie es Brauch ist. Wie sie sich um ihren Cousin Hideki und was sie dafür auf sich nehmen muss. Sie lebt in sehr beengten Zuständen. In den Raum passen nur ein Bett und eine Kommode. Die Zustände sind einfach nur schrecklich.

Das alles lässt Brink, den Richter, der sich für „gerecht“ hält, total kalt und er hilft nicht aus aufrichtig liebendem Herzen. In meinen Augen ist er auch ein Verbrecher. Genauso wie die Amerikaner, die in das Dorf kommen und die hübschesten Frauen schänden. Interessant fand ich das Seelenbild der Japaner: Entschuldigen und verneigen, aber innerlich hassen. Für mich ist das sehr befremdlich. Ich trage meinen Hass im Gesicht und auf der Zunge.

Das Buch ist keineswegs romantisch, auch wenn es in den Teilen der Affäre des Richters mit Michiko etwas ruhiger wird. Nein, dies ist kein Liebesroman. Es ist klar, dass Richter Brink zu seiner Frau zurückkehren wird, als seinichts gewesen ist.

Der Einband ist passend genauso wie der Titel. Am Anfang hatte das Buch deutliche Längen. Vor allem ist alles absehbar. Dennoch malt Kees van beijnum Bilder, die ich deutlich vor mir sehe, und ich entwickle Abscheu, Mitleid, Erstaunen und Wut. Es ist ein Buch, in dem ich keine „Lieblingscharaktere“ habe, auch wenn man Michiko bewundern könnte, wie sie ihr Schicksal annimmt.

Eine Szene in diesem Buch hat mich besonders entsetzt und ist immer wieder vor mir aufgetaucht: Brink hat Michiko eine Fahrkarte für die erste Klasse gekauft und ihr ein Lebensmittelpaket mitgegeben. Als der Zug anfährt, kommt sofort der Schaffner und will nur von ihr die Fahrkarte sehen. Er erklärt ihr, dass sie nicht befugt ist, alleine in der ersten Klasse zu fahren. Sie entschuldigt sich. Da der Zug keine zweite. Klasse hat, wird sie in die total überfüllte dritte Klasse abgeschoben, wo Männer sich an sie drücken und sie ausrauben. Dazu kann ich nur sagen: Danke westliche Frauenemanzipation!

… und das Feen Fazit

Ich lese solche Bücher nicht gerne, trotzdem finde ich, dass man sie  gelegentlich LESEN MUSS.  Auch wenn ich mich manchmal überwinden musste, gibt es von mir eine Leseempfehlung.

Kees van Beijnum, Die Zerbrechlichkeit der Welt
C. Bertelsmann, 2016

Eine Rezension von „Lesezeichenfee“ Sylvia F. Wagner