Es ist etwas ruhiger geworden

Das Lektorat ist durch, der Text ist nun im Satz.

Ich wohne jetzt zwei Monate im emsländischen Surwold. das ist nur wenige Kilometer entfernt von Börgermoor, wo mein Großvater im Lager eingesetzt war. Ich habe viele neue Familienmitglieder kennengelernt und bin sehr dankbar für aufgeschlossene Menschen, ihre Lebenserinnerungen und ihre Bilder – die im Kopf und die in der Zigarrenkiste.

Heute heißt es KippKappKögel

Kinder laufen mit ihren selbst gebastelten Laternen von Tür zu Tür, singen und bekommen als Belohnung kleine Gaben wie Süßigkeiten und Obst. Es bleibt zu hoffen, dass diese Tradition in Ostfriesland noch lange erhalten bleibt.

Hier, in Surwold, hat heute niemand geklingelt und gesungen. Aber ist das verwunderlich, wenn abends um sechs an der gesamten Straße die Laternen gelöscht werden und die Jalousien unten sind? Versprochen: Nächstes Jahr komme ich nach Westrhauderfehn und verteile an die fleißigen Sänger!

Aber Moment mal …. Morgen ist doch erst Martinstag! Die Erklärung ist einfach: Luther wurde am 10. November 1483 geboren und am folgenden Martinstag, dem 11. November, getauft. Während das evangelische Martinisingen in Ostfriesland am 10. November auf Martin Luther zurückgeht, ist das katholische Martinssingen am 11. November der Festtag des Heiligen Martin von Tours.

Auch mein Vater hat in seinem Buch über Kipp Kapp Kögel geschrieben:

„Fast überall hatte es sich eingebürgert, zu jeder Zeit im Monat November Umzüge mit erleuchteten Laternen zu veranstalten und bereits ab dem 9. November von Haus zu Haus zu ziehen und um Gaben zu bitten. Wir hielten uns streng an den Religionskalender. Zu Ehren des großen evangelischen Reformators Martin Luther wurde alljährlich an seinem Geburtstag, dem 11. November , die Laterne angezündet. Die Kinder der Nachbarschaft trafen sich, um in einem wohlgeordneten Umzug dem großen Reformator ihre Reverenz zu erweisen. Es ging von Haustür zu Haustür, wobei kein Nachbar ausgelassen wurde. Wer keinen Besuch von den Martinisingern erhielt, fühlte sich übergangen.

„Martinus Luther war ein Christ, ein glaubensstarker Mann
Weil heute sein Geburtstag ist, zünd‘ ich mein Lichtlein an…“

Klopften wir woanders als bei Nachbarn oder Verwandten an, dann wurde dieses einfache Lied auf Platt gesungen:

„Kipp Kapp Kögel, ich bün mien Mamas Vögel
Ick bün mien Mamas lütje Maid, de mit Kipp Kapp Kögel geiht…“

Nach dem Singen bekamen die Kinder Obst und Süßigkeiten. Das Obst kam meistens aus dem eigenen Garten. Es waren in der Hauptsache Äpfel und Birnen. Um all die leckeren Sachen unbeschadet nach Hause zu transportieren, hatte jeder Sänger eine Tasche aus Leinen bei sich.

Schon Tage vor dem Martinsfest wurde an der Herstellung der Laternen gewerkelt. Ich habe immer eine ausgehöhlte Runkelrübe, in deren Schale ein Gesicht mit Mund, Nase und Augen eingeritzt war, stolz voran getragen. Durch eine obere Öffnung konnte eine Kerze aus Wachs in das Innere der Rübenlaterne eingebracht werden…“

Danke für das Foto an Christa Stumpe.

Bubis Kinnertied steht auf der Website beim Acabus Verlag

Das Paperback, etwa 400 Seiten stark, wird zum Preis von € 15,90 voraussichtlich ab Februar 2017 lieferbar sein. Unter der ISBN 978-3-86282-470-0 kann „Bubis Kinnertied“ jetzt schon beim Buchhändler des Vertrauens vorbestellt werden, zum Beispiel bei Fehnbuch Inh. Helga Kruse-Lahmeyer in Westrhauderfehn. Aber wir sehen uns doch auf einer meiner Lesungen, oder? Für die Leipziger Buchmesse 2017 wird es voraussichtlich vier Lesungen geben. Die Termine gebe ich rechtzeitig hier bekannt.

Und damit der Tag schön rund wird, habe ich heute den ersten Covervorschlag bekommen. Zwei kleine Änderungen besprochen – und schon weiß ich, wie „Bubis Kinnertied“ in den Auslagen aussehen wird! Ein toller Tag!

http://www.acabus-verlag.de/autoren_31/plaisier-detlef-m_1130.htm

Kriegsenkel: Sabine Bode brach das Schweigen

Mit ihren Büchern (u.a. „Die vergessene Generation – Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“, „Kriegsenkel – Die Erben der vergessenen Generation“ und „Nachkriegskinder – Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter“, alle bei Klett-Cotta) hat die Journalistin und Autorin Sabine #Bode die Diskussion um Kriegskinder und Kriegsenkel in Deutschland in Gang gesetzt. Gestern durfte ich sie im Rahmen einer Lesung in der Stadtbibliothek Leipzig erleben. Im anschließenden kurzen Gespräch sagte sie mir, ich möge nicht enttäuscht sein, wenn es auf „Bubis Kinnertied“ nur eine verhaltene Reaktion gäbe: „Bei so einem Thema kommt es nicht auf die Quantität an, sondern auf die Menschen, die damit erreicht werden.“ Dass Sabine Bode mein Buch lesen wird, ist eher unwahrscheinlich: „Früher habe ich mich über jedes Manuskript zu diesem Thema gefreut. Aber diese Phase ist jetzt abgeschlossen.“

Bald ist Fehntjer Herbstmarkt

In drei Wochen ist es wieder soweit: Dann steigt vom 23. bis 25. September der Fehntjer Herbstmarkt auf dem Markt von Westrhauderfehn. Da bin ich gerade zwei Tage in mein neues Zuhause eingezogen. Für alle, die das bunte Treiben nicht erwarten können, hier ein kleiner Vorgeschmack: Das Foto zeigt „Meyers Karussell“, wahrscheinlich im Jahr 1932, als der Antrieb vom „Zugtier Pferd“ auf Traktor umgestellt wurde.
Danke an Heinz J. Giermanns für das Foto aus seiner Sammlung.