Rezension: Aljoscha Brell, Kress

„Kress“ ist Aljoscha Brells Romandebut. Der 35-jährige Autor wurde im nordrhein-westfälischen Wesel geboren, lebt und arbeitet inzwischen in Berlin. Dort leitet er ein Team von Webentwicklern in einem IT-Unternehmen. 2008 war er Stipendiat der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloqiums Berlin. Ein Jahr später erhielt Aljoscha Brell das Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste. An seinem Debut schrieb Aljoscha Brell acht Jahre. Im September 2015 erschien „Kress“ dann im Ullstein Verlag.

Quelle: www.ullsteinbuchverlage.de
Quelle: www.ullsteinbuchverlage.de

Kress – einfach krass!
Der Protagonist Kress gehört nicht gerade zu den typischen Studenten in der Hipster-Hauptstadt Berlin. Nein, eigentlich verkörpert er das komplette Gegenteil. Das Internet kennt er nur vom Hörensagen, sein Leben kreist um Goethe. Sein einziger Gesprächspartner ist die Taube an seinem Fenster, die er mit „Sie“ anspricht. Als Leserin schüttele ich auf nahezu jeder Seite des Buches den Kopf: so kurios und sozial inkompetent kann ein Mensch doch gar nicht sein! Der Literatur- und Philosophiestudent verachtet seine Altersgenossen und das Leben, das sie führen. Partys, WG-Leben, Reisen – alles Zeitverschwendung für Kress

Diese arrogante Einstellung bringt Autor Aljoscha Brell sprachlich wunderbar zu Papier. So gut, dass ich Kress‘ Überheblichkeit sogar irgendwie sympathisch finde. Ich leide mit, als sein eingespieltes Leben zwischen dem Neuköllner Hinterhofzimmer und seinem Stammplatz in der Bibliothek erschüttert wird. Die große Krise: er ist pleite, sein Traum einer akademischen Karriere gerät ins Wanken und eine Kommilitonin verdreht ihm den Kopf. Und er stellt sich dabei so unbeholfen an, dass es mir weh tut. Ein unsicherer Typ, immer eine Achterbahn der Gefühle, dumme Kurzschlussreaktionen: die Geschichte wirkt manchmal ein bisschen übertrieben, aber überaus originell und rührend erzählt.

Mein Fazit
Eine Geschichte wie diese habe ich wirklich noch nie gehört oder gelesen – absurd, dieser Kress! Es ist faszinierend, in die Gedankenwelt solch einer Person einzutauchen. Aljoscha Brell spielt dabei mit Humor, Melancholie und einer authentischen Sprache. Sehr lesenswert!

Aljoscha Brell, Kress
Ullstein, 2015
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Kress-9783550081095
http://www.ullsteinbuchverlage.de/nc/autor/name/Aljoscha-Brell.html
www.aljoschabrell.de
Vielen Dank für die erste Rezension an Franziska Schmidt!