Rezension: r.evolver, The Nazi Island Mystery

Der Autor r.evolver entführt den Leser in „The Nazi Island Mystery“ in ein Paralleluniversum, welches gegenüber der Gegenwart des Lesers 20 Minuten in der Zukunft liegt. In diesem Paralleluniversum wurde das Dritte Reich nicht von den Alliierten besiegt. Die Heldin Kay Blanchard, Agentin des britischen Geheimdienstes, muss ins Herz des Vierten Reiches eindringen, um das Verschwinden eines Wissenschaftlers aufzuklären. Garniert wird diese Pulp-Geschichte von plötzlich auftauchenden Ufos, die für intergalaktische Reisen werben, sowie von außerirdischen Kommunisten und Imperialisten, die ihren Kampf der Ideologien auf der Erde austragen.

Quelle: www.evolverbooks.com
Quelle: www.evolverbooks.com

Abgefahren

Kate Blanchard gelingt es in Wien, eine Spur aufzunehmen, die sie auf eine geheimnisvolle Insel im Mittelmeer führt. Dort betreiben die Nazis ein geheimes Forschungslabor, in dem genetische Experimente durchgeführt werden. Für ihre Ermittlungen tarnt sich Kate Blanchard als Wissenschaftlerin. Wenige Tage nach ihrem Eintreffen geraten die Experimente außer Kontrolle und menschenfressender, grüner Schleim übernimmt die Anlage. Schließlich gelingt es der Agentin, das Rätsel um den verschwundenen Wissenschaftler zu lösen. Jener hat nämlich seinen Tod lediglich inszeniert, weil er dem kindlichen Klon von Pol Pot das Schicksal ersparen wollte, als Anschauungsobjekt in einer nationalsozialistischen Freakshow zu enden.

Tempo, Tempo, Tempo

So durchgeknallt wie sich der Handlungsstrang liest, peitscht r.evolver den Leser durch die Handlung in „The Nazi Island Mystery“. Dieser Pulp-Roman war bereits in den 1990er Jahren als Fortsetzungsroman im Netzmagazin evolver erschienen, lange bevor literarische Größen wie Stephen King das Internet als neues Medium entdeckt hatten. In Buchform erschien der Roman zum zehnjährigen Jubiläum, nachdem sich die Verantwortlichen des Netzmagazins dazu entschlossen hatten, künftig auch einen „richtigen Verlag“ mit „richtigen Büchern“ zu betreiben. Im Zuge der Neuauflage wurden einzelne Passagen ausgeweitet und das Gesamtwerk insgesamt geschliffen.

Sex, Drugs & Rock´n´Roll sind die Elemente, auf denen r.evolver seine Geschichte aufbaut. Er bringt damit den Leser, zusammen mit den zahllosen wirren Details und irren Wendungen, an die Grenzen seiner Vorstellungskraft. Trotzdem gelingt es ihm, eine runde und in sich schlüssige Story zu präsentieren, zumindest wenn der Leser bereit ist, den abgesteckten Handlungsrahmen für die Dauer der Geschichte als solchen zu akzeptieren.

Mein Fazit

Pulp-Literatur wird vom literarischen Establishment gern als Schund abgetan. Wer sie dennoch mag, wird „The Nazi Island Mystery“ lieben. Dass ausgerechnet eine Fortsetzung des Nationalsozialismus den Hintergrund für eine unterhaltsam aufgebaute Geschichte bildet, ist sicher Geschmackssache, doch insgesamt hat der Autor seine wichtigste Aufgabe hervorragend gelöst: den Leser ein paar Stunden lang richtig gut zu unterhalten.

r.evolver, The Nazi Island Mystery
EVOLVER BOOKS, 2010
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/The-Nazi-Island-Mystery-9783950255805
Autor der Rezension: Harry Pfliegl