Rezension: Lutz Schebesta, Pappnase

Für mich als jecke Rheinländerin gibt es nichts Schöneres als die „fünfte Jahreszeit“, den Karneval am Rhein. Max, der Protagonist des Buches „Pappnase“ von Lutz Schebesta, sieht das leider ganz anders. Max hasst Karneval. Verkleiden findet er ja noch okay, aber ansonsten fallen ihm zu den jecken Tagen nur Begriffe ein wie „saufen, kotzen, anbaggern, schlechte Luft, schlechte Witze und schlechte Musik“. Seine Kölner Freunde können das allerdings, genau wie ich, so gar nicht verstehen und versuchen, Max mit allen Mitteln vom Karneval zu überzeugen. Das finde ich als Leserin ganz lustig, denn solche Diskussionen habe ich auch schon oft mit „Nicht-Jecken“ geführt – wortwörtlich.

Quelle: www.lutzschebesta.de
Quelle: www.lutzschebesta.de

Einmal Prinz zu sein…
Dieser Traum steht also definitiv nicht ganz oben auf der Wunschliste von Max. Und doch muss er sich auf einmal ganz schnell damit befassen. Der Grund: Sein Onkel ist gestorben und hat ihm eine Millionen Euro hinterlassen – allerdings nur, wenn Max es schafft, Karnevalsprinz in Köln zu werden. Wer weiß, dass die Kölner ihren Karneval und damit auch ihren Prinzen sehr ernst nehmen, der weiß auch, dass dies geradezu ein hoffnungsloses Unterfangen ist – eigentlich. Max hat allerdings nicht mit seinen Freunden gerechnet, die, nicht ganz uneigennützig, alles daran setzen, dass Max die Million bekommt. Als Max auf einer Karnevalsveranstaltung das Funkenmariechen Anne kennenlernt, findet er die Vorstellung auf einmal auch gar nicht mehr so schrecklich. Schließlich gibt sich Anne nur jemandem hin, der dem Karneval ebenfalls verfallen ist.

Zu sehr konstruiert
Es könnte also eine ganz witzige Geschichte sein, genau passend als Lektüre auf dem Weg zur nächsten Karnevalsparty – wenn, ja wenn Lutz Schebesta am Schluss nicht allzu sehr in die Trickkiste griffe, um die Geschichte zum Ende zu bringen. Schließlich soll es ja eine happy ending story sein. Gut, dagegen habe ich grundsätzlich nichts. Dass sich der Vater des Funkenmariechens Anne dann als Vorsitzender des Karnevalsvereins entpuppt und im Vorstand den Weg frei macht für einen „Prinz Max“, das ist mir doch ein bisschen zu dick aufgetragen. So wirkt der Schluss des Buches sehr konstruiert und der Text endet mit einer leisen Enttäuschung bei mir als Leserin. Ich hatte mir mehr von diesem Thema versprochen.

Eingeschränkt empfehlenswert
Für Karnevalsjecken ist das Buch, trotz seines kostruierten Schlusses, eine gute Lektüre zur Einstimmung auf die kommende Session. Mit rund 200 Seiten ist es zudem nicht zu dick und lässt sich leicht lesen. So manche Situation im Buch hat mich zum Schmunzeln und zu heftigem Kopfnicken gereizt. Für Karnevalsignoranten ist das Buch nicht zu empfehlen. Die sollten – gerade in den tollen Tagen – zu einer anderen Lektüre greifen.

Lutz Schebesta, Pappnase
CreateSpace Independent Publishing Platform, 2015
Link zum Autor: http://www.lutzschebesta.de/
Autorin: Yvonne Giebels