Wie schreibt man eigentlich eine „gute“ Rezension?

Mein geschätzter Autorenkollege Ruprecht Frieling, von Freunden unbescheiden „Prinz Rupi“ genannt, hat hierzu eine äußerst praktische Anleitung verfasst. Nicht jedes Buch sei zum Rezensieren geeignet: „Wo das Werk stumm bleibt, sollte man deshalb vielleicht auch als Rezensent still bleiben.“ Und da leider auch der Aufbau einer Besprechung von selbst ernannten Rezensenten nicht immer beachtet wird, macht Frieling klare Vorgaben:

Eine klassische Rezension beginnt mit einer kurzen Einführung in Gegenstand und Genre des Werkes und enthält meistens eine kurze Inhaltsangabe… Da es verschiedene Türen gibt, durch die man ein Buch betreten kann, wird bereits ein Kurzinhalt individuell gefärbt sein und möglicherweise im Subtext verraten, welchen Kurs die Rezension einschlägt. Dabei sind jene Rezensionen besonders gelungen, wo es gelingt, die Diktion des Autors des zu besprechenden Buches nachzuempfinden und auch seine Wortwahl berücksichtigt wird. Wichtig ist, verständlich zu formulieren ohne zu vereinfachen…“

Mit welchen Fragen sich eine Rezension auseinandersetzen sollte, hat Frieling in einer Checkliste zusammengefasst. Die gibt’s hier ganz kostenlos zum Nachlesen und Befolgen.

Zum Welttag des Buches: Ich schenke euch ein Buch!

Dieses Jahr nehme ich erstmals an der Aktion „Blogger schenken Lesefreude“ teil. Gestern kam mein Wunschbuch vom Suhrkamp Verlag an – Danke!

Ich verlose für euch ein Exemplar von „Die Sonnenposition“ von Marion Poschmann. Verlagsinfos zum Buch gibt es hier.

Und so könnt ihr gewinnen:

  • Schreibt als Kommentar bis zum 31. Mai, 23:59 Uhr unter diesen Beitrag, welches Buch ihr gerade lest und was euch daran so gefällt.
  • Falls ihr der glückliche Gewinner seid, schreibt ihr für diesen Blog eine Rezension zum Buch. Sie soll etwa 400 Wörter lang sein, und ihr könnt natürlich einen Link zu eurer Webseite oder eurem Blog setzen.

Weitere Gewinnspielbedingungen:
• Teilnehmen dürfen Personen ab 18 Jahren, wohnhaft in der EU.
• Der Gewinn wird per Post zugesandt. Für verlorene Sendungen übernehme ich keine Haftung.
• Mehrfachkommentare einer Person werden nicht gezählt.
• Es zählen nur Kommentare unter dem Beitrag hier auf dem Blog. Kommentare auf Facebook etc. werden nicht berücksichtigt.
• Der Gewinn kann nicht getauscht oder ausgezahlt werden.
• Der Gewinner wird per random.org ermittelt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
• Der Gewinner wird per E-Mail benachrichtigt und muss sich innerhalb von zehn Tagen nach Gewinnbenachrichtigung per Mail melden. Ansonsten verfällt der Gewinn, es wird ein neuer Gewinner ermittelt.
• Daten, die ich vom Gewinner erhalte, werden ausschließlich dafür verwendet und nicht an Dritte weitergegeben.

Und jetzt freue ich mich auf eure Kommentare und wünsche viel Glück!

Rezension: Mathias Gatza, Der Augentäuscher

Hoher Spannungsbogen mit schwierigem Sprachniveau

„Der Augentäuscher“ – der Titel ist Programm in diesem Roman von Mathias Gatza. Wie die Hauptfigur des barocken Malers Silvius Schwarz, der das Auge zu überlisten versucht, kleidet der Autor sein Werk abwechselnd als historischen Roman, als Wissenschaftssatire und als Liebesgeschichte. Diese Variation und Gatzas Ideenreichtum machen die Geschichte spannend und abwechslungsreich, gleichzeitig aber auch zu einer Herausforderung für den Leser.

Quelle: Graf Verlag
Quelle: Graf Verlag

Die erste Täuschung erwartet den Leser gleich zu Beginn des Romans. Das Vorwort des Herausgebers stammt nämlich nicht vom Autor, sondern von einem fiktiven, brot- und erfolglosen Kunsthistoriker. Er hat seine wissenschaftliche Karriere dem Maler Silvius Schwarz gewidmet, ein Name, der bei seinen Kollegen als Phantom gilt. Tatsächlich taucht Silvius Schwarz in keinem einzigen Geschichtsbuch auf und seine Werke bleiben ebenfalls verschollen. Doch eines Tages, beim Elbehochwasser in Dresden, fischt unser Herausgeber einen über 300 Jahre alten Schriftbogen aus dem Wasser, in dem der mysteriöse Maler erwähnt wird. Dieser Fund ist der Beginn einer fanatischen Spurensuche, die in das barocke Dresden des 17. Jahrhunderts führt.

Der Roman besteht aus zwei Geschichten. Auf der einen Seite erzählt er von den Bemühungen und Forschungen des Wissenschaftlers. Dessen Methodenspektrum reicht von halb-legitim bis illegal und ist teilweise sehr vom Zufall geprägt. So berichtet er zum Beispiel davon, wie er einer Kollegin, die auf ähnlichem Gebiet forscht, eine wichtige Quelle stiehlt. Es handelt sich um einen historischen Briefroman, der die Korrespondenz zwischen Silvius Schwarz und seiner adeligen Geliebten Sophie von Schlosser enthält.

Die zweite Geschichte über Silvius Schwarz, seine Arbeit und seine Entdeckung wird durch die jeweiligen Funde des Herausgebers rekonstruiert. Schwarz ist ein Findelkind, das bei einem arabischen Gelehrten in einem Dorf nahe Dresden aufwächst. Er zeigt eine frühe Begabung für die Malerei. Vor allem seine Stillleben sind von großer Präzision geprägt. Doch schon bald reichen Schwarz Pinsel und Farbe nicht mehr aus. Stattdessen sucht er nach einer Methode, mit der er einmalige Augenblicke festhalten und für die Nachwelt erhalten kann. Kurzum: Schwarz sucht nach der Fotografie. Schon bald äußert der Herausgeber die Vermutung, dass es Schwarz auch gelang, sie zu finden – und damit wäre die Fotografie 150 Jahre älter wäre als bisher angenommen. Als er am Ende ein Bild auf einer alten Metallplatte aus dem Jahr 1673 entdeckt, ist er davon überzeugt, auf eine Sensation gestoßen zu sein.

Der Leser erfährt die Geschichte von Silvius Schwarz aus zwei sehr unterschiedlichen Quellen, nämlich aus den gefundene Bögen des Setzers Leopold und dem gestohlenen Briefroman. Dem ersten Bogen, den der Herausgeber im Hochwasser fand, folgen fünf weitere, die von den Geschehnissen im ostdeutschen Städtchen **rode berichten. Dieses wird von einem Ritualmörder heimgesucht, und Silvius Schwarz, der durch seine geheimnisvolle Arbeit in Verruf gerät, entwickelt sich rasch zum Hauptverdächtigen. Der Briefwechsel zwischen Schwarz und seiner Geliebten Sophie enthält dagegen eher wenig Information, die zur Handlung beitragen. Abgesehen von der sehr blumigen Sprache, an der sich mancher Leser stören mag, sind die Liebesschwüre und Eifersüchteleien teilweise etwas langatmig. Die Rekonstruktion der Ereignisse ist ein Rätsel, das der Leser zum größten Teil selbst zu lösen hat, was der eine als spannend, der andere aber auch durchaus als mühselig empfinden mag.

Das Verbinden der zwei Geschichten gelingt Gatza sehr gut, und durch die Variation der verschiedenen Quellen bleibt der Spannungsbogen hoch. Dennoch fiel es mir persönlich am Ende schwer, den Kern dieses Romans zu finden. Ist es die tragische Geschichte eines großen Erfinders? Die Entdeckung der frühen Fotografie? Oder stehen die Forschungen des gescheiterten Kunsthistorikers im Mittelpunkt? Auch am Ende, wenn sich die Ereignisse in beiden Geschichten überstürzen, hätte ich mir mehr Klarheit gewünscht. Auch nach mehrmaligem Lesen bleibt der Leser mit seinen Fragen allein.

Im Fazit heißt das: Wer einen gewissen Forscherinstinkt mitbringt und sich vom schwierigen Sprachniveau nicht gleich abschrecken lässt, kann sich über einen detailverliebten, vielschichtigen Roman freuen. Neben vielen ironischen Anspielungen auf die moderne Zeit tauchen auch die großen Philosophen Descartes, Spinoza und Leibniz auf. Wer sich einen historischen Thriller im Stil von Umberto Eco erhofft, wird vermutlich enttäuscht sein.

Mathias Gatza, Der Augentäuscher
Graf Verlag, 2012

Autorin: Lisa Ströhlein