Rezension: Licia Troisi, Die Drachenkämpferin 4: Nihals Vermächtnis

Natürlich kann man sich streiten, ob ein weiteres Buch über Nihal wirklich notwendig war. Natürlich kann man wagemutig verlautbaren lassen, das Ganze sei nur Geldmacherei, um an den Hype vor einigen Jahren anzuknüpfen und ihn wieder aufleben zu lassen. Was auch immer stimmt: Licia Troisi hat mit dem vierten Teil ihrer Drachenkämpferin auf dem deutschen Markt noch immer etliche Fans erreicht.

www.randomhouse.de
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Alles auf Anfang
Nachdem der Tyrann Aster besiegt worden ist, gehen Nihal und Sennar zusammen mit Oarf dem Drachen in die Unerforschten Lande, um dort ein neues, bescheidenes Leben abseits des Trubels um ihre Personen zu führen und eine Familie zu gründen. Als Sennar Opfer eines missglückten Zaubers wird, sieht Nihal sich gezwungen, Hilfe bei den verhassten Elfen zu suchen. Der Preis dafür ist ihr Leben, und sie ist gewillt, ihn auch zu zahlen. Doch mit ihrem Ableben endet ihre Geschichte noch nicht.

Nur Geldmacherei?
Natürlich freute sich mein Fanherz über einen neuen Band mit dem Titel „Die Drachenkämpferin“ und Nihal in heroischer Pose auf dem Cover.  Mit dem Abstand der Jahre zur eigenen Jugend bleibt dennoch ein kleiner Wehmutstropfen, denn Troisi ist alles andere als eine talentierte Autorin. Sie hält sich nicht lange mit Beschreibungen auf – warum auch,  wenn das halbe Buch ohnehin nur aus Dingen besteht, die man bereits aus den anderen beiden Trilogien der Aufgetauchten Welt kennt? Hier fühle ich mich als Leser an der Nase herumgeführt. Die Nacherzählung dessen, was bereits bekannt ist, wirkt gehetzt und gedrängt, so als sei der Autorin bewusst gewesen, dass ihre Fans das eigentlich nicht lesen wollten, sondern lieber neuen Stoff bekommen hätten. Also hält sie sich gar nicht erst mit ausschweifenden Sätzen oder allzu detaillierten Beschreibungen von Umgebung und Handlung auf und schreitet mit großen Schritten zur zweiten Hälfte des Buches. Als Leser war mir von vornherein klar, dass jedes „neue“ Abenteuer Nihals mit ihrem Tod enden würde. So war ihre Wiederbelebung nach über einhundert Jahren in der Tat eine überraschende Lösung. Das vorhersehbare Ende trübt leider erneut das Leseerlebnis.

Gelungen ist dagegen der Aufbau des Buches: Die Rahmenhandlung bestreitet ein geheimnisvoller Barde, der Lieder singt über Nihals früheste Kindheitstage, ihre Zeit in den Unerforschten Landen sowie über die Ereignisse nach ihrer Wiederbelebung. Doch so geheimnisvoll ist der Barde letztlich doch nicht … Die geschickte Rahmenhandlung gibt dem Buch den Anstrich einer Ballade.

Nichts verpasst
Mein Fazit: Fans der Aufgetauchten Welt kommen mit einigen kleineren Abstrichen wieder auf den Geschmack. Der Rest hat nichts verpasst.

Licia Troisi, Die Drachenkämpferin 4: Nihals Vermächtnis
Heyne Verlag, 2015
Autorin der Rezension: Maria Schönberg