Plädoyer für einen offenen und liberalen Islam: Die Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinschaft auf der Leipziger Buchmesse

www.ahmadiyya.ch
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Die Leipziger wissen es: Die Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde will im Stadtteil Gohlis eine Moschee errichten. Es gab heftige Proteste, das Baugrundstück wurde zweimal geschändet. Abdullah Uwe Wagishauser, 1976 zum Islam konvertiert und seit 1984 amtierender Bundesvorsitzender der Glaubensgemeinschaft, kennt Leipzig inzwischen gut.  Auf der Buchmesse erläuterte er jetzt die Friedensbotschaft des Islam. Mitglieder der Gemeinschaft verteilten Informationsbroschüren mit der Botschaft „Liebe für alle – Hass für keinen“. 

Abdullah Uwe Wagishauser in Leipzig. Foto Detlef M. Plaisier
Abdullah Uwe Wagishauser in Leipzig. Foto Detlef M. Plaisier

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat wurde 1889 in Pakistan von dem späteren ersten Kalifen Hazrat Mirza Ghulam Ahmad gegründet. Der Gründer veröffentlichte bereits 1882 „Beweise für die Wahrhaftigkeit des Islams“. Ahmad hielt sich selbst für den Reformer des 14. Islamiaschen Jahrhunderts und gleichzeitig auch für „den erwarteten, verheißenen Messias und Mahdi“ mit dem Anspruch, die Muslime zu reformieren. Damit stehen die Ahmadiyya im Gegensatz zu allen anderen islamischen Religionsrichtungen.

Abdullah Wagishauser nimmt eine klare Einordnung der Ahmadiyya vor: „Wir sind eine dynamische Bewegung und sehen uns als liberal, aber wertekonservativ.“ Die Bewegung stehe zu den Werten des Islam, gestatte aber auch, den Glauben wissenschaftlich und kritisch zu hinterfragen.  Klar wende sich die Ahmadiyya gegen eine Radikalisierung des Islam: „Ein Salafist traut sich nicht, mit einem Ahmadi zu diskutieren“, so jüngst geschehen bei Sandra Maischberger, als Maryam Hübsch zugunsten von Pierre Vogel ausgeladen worden sei. „Ein Terrorist sollte auch so benannt werden. Die Quellen des Islam lehren Frieden, und dafür führen wir auch innerhalb des Islam eine Auseinandersetzung.“

Für Ahmadis, so Wagishauser, sei es selbstverständlich, loyal zu ihrem Gaststaat zu stehen. Im übrigen sei es an der Zeit, vermeintlich islamische Schreckensbegriffe wie „Sharia“ und „Dschihad“ zu entmystifizieren. So bedeute „Sharia“ nichts anderes als „Weg zur Quelle“ und keineswegs den Vollzug islamischen Rechts mit drastischen Strafen. „Und ich sehe mich selbst als Dschihadist – als Bildungsdschihadist“, betont Wagishauer mit Hinweis auf das hohe Bildungsniveau der jungen Mitglieder von Ahmadiyya.  Und noch einen Punkt öffentlicher Auseinandersetzung spricht Wagishauser an: Das Verhältnis zu Frauen basiere auf der Forderung des Propheten Mohammed „Der Beste unter Euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt“.

Ein Frage- und Antwortspiel mit zwei Publikumsfragen an einem Sonntagnachmittag kann nicht alle offenen Fragen klären. Ich hatte im November 2013 die Gelegenheit, mich auf einer Tagesfahrt in der Khadiya-Moschee Berlin-Heinersdorf zu informieren. Zu mehreren Anlässen in Leipzig konnte ich mit Imam Said Ahmad Arif sprechen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Frieden für Muslime wie für Christen ein Grundanliegen ist und dass es sich immer lohnt, miteinander ins Gespräch zu kommen.