"Ich glaube, dass meine Götter lachen" – ein vergnügliches Geburtstagsständchen für Janosch

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Nein, Janosch war nicht selbst anwesend. Die Reise von Teneriffa nach Leipzig war ihm denn doch zu beschwerlich, und auch die Augen sind nicht mehr die besten. „85 Jahre Janosch“ war als Geburtstagsfeier im Rahmenprogramm der Leipziger Buchmesse angekündigt. Das Fehlen des Geburtstagskindes sorgte nur kurz für Erstaunen und Enttäuschung. Dafür sorgte Thomas Bille, scharfzüngiger Feuilletonist, Rezitator und Moderator bei MDR FIGARO und den „Leipziger Gesprächen“. Nach einer einführenden Lesung aus „Löwenzahn und Seidenpfote“ und „Lukas Kümmel“ plauderte er auf dem Sofa kurzweilig mit Verlagsleiterin Dr. Katharina E. Meyer über Facetten und Geheimnisse aus dem Leben von Janosch. Ihr Vater Andreas J. Meyer hatte 1957 den Merlin Verlag gegründet, aus dem 1987 der Little Tiger Verlag entstand. Er zeichnet verantwortlich für alle Non-Book-Papierartikel und die Holztigerenten von Janosch. „Merlin-Meyer“ und Janosch verbindet eine Zusammenarbeit und ein Vertrauensverhältnis über Jahrzehnte.

Thomas Bille liest Janosch
Thomas Bille liest Janosch

In einem Interview zu seinem 80. Geburtstag sagte Janosch:

„Ich kenne mich ja selbst nicht und halte mich manchmal für einen verhinderten Mörder. Ich will doch gar nicht gewürdigt werden. Ich bin froh, wenn ich ungesehen durchs Leben komme.“

Ist Janosch also ein schwieriger Mensch? Zumindest dann, wenn es um den bürgerlichen Horst Eckert aus dem schlesischen Zabrze geht. Legendär ist ein TV-Interview auf der Frankfurter Buchmesse Ende aus dem Jahr 1977, als er auf eine entsprechende Frage antwortete „Ich bin der Janosch“, immer wieder. Warum das so ist, können Fans in der beeindruckenden Biografie von Angela Bajorek zum 85. Geburtstag nachlesen. Noch nie zuvor hat Janosch so viel von sich preisgegeben. In Interviews mit sich selbst („Lebenskunst“) zeichnet Janosch das Bild eines grantelnden Misanthropen, erfolglos bei den Frauen, dem Grass und Handke unverständlich bleiben. Katharina Meyer kann sich zu einem klaren Urteil nicht durchringen; man dürfe Janosch nicht alles glauben und müsse auch mal tiefgründiger lesen: „Er ist ein absoluter Freidenker, und das geht nun manchmal mit allgemeinen Vorstellungen, etwa zum Frauenbild, nicht zusammen.“

Eines ist bei aller Vernebelungstaktik sicher: Janosch schätzt Wein und ein gutes Mahl. Trunk sei göttlich, meint er, und singt ein Loblied auf die Griechen und deren „ewig große Gedanken“ während der Festgelage: „Ich glaube, dass meine Götter lachen.“

Mögen ihm Trunk und Mahl stets zum Geburtstag beschieden sein, und das noch viele Jahre!

Danke für das Lesungsfoto an Andreas Artmann.