Ein Texthäppchen für die Westerfehntjer

Zum Sonntag gibt’s heute ein Texthäppchen für alle, die Westrhauderfehn kennen oder dort wohnen:

„An der anderen Wiekenseite, etwas in Richtung Untenende versetzt, wohnte unser Schneidermeister. Er hatte dort auch seine Schneiderwerkstatt. Sein Name war Ecken. Er kümmerte sich um Neuanfertigungen und Änderungen großen Stils. Reparaturen des täglichen Lebens, wie etwa das Aufsetzen eines Flickens oder das Kürzen einer Hose, erledigte meine Mutter selbst. Sie setzte für solche Näharbeiten ihre Nähmaschine der Marke Singer in Gang. Die Inbetriebnahme erfolgte durch Treten auf dem unten befindlichen Tritt. Die so erzeugte Kraft wurde mittels eines Keilreimens nach oben übertragen und setzte die eigentliche Nähmaschine in Gang. Meine Mutter achtete darauf, dass ihre Füße bei dieser Arbeit immer mit Strümpfen bekleidet waren…

Nicht weit von Schneidermeister Ecken entfernt war zur damaligen Zeit noch ein #Kolonialwarengeschäft in Betrieb. Hier wurden allerlei Gebrauchsgegenstände und der Bezeichnung des Ladens entsprechend Waren aus den Kolonien feilgeboten. Ich wurde auch schon zum Einkaufen geschickt. Bei dem Böskop-Loopen kaufte ich zum Beispiel Margarine der Marke „Schwan im Blauband“. Waren Waschmittel fällig, so holte ich IMI, Ata und Persil sowie das Bleichmittel SIl für meine Mutter. Waren für meinen Vater oder meine Brüder Rasierklingen gefragt, so kam nur die Marke Rotbart Be-Be infrage.

Geraucht wurde bei uns nicht. Zumindest habe ich es nicht wahrgenommen. Von den Nachbarn und den größeren Jungs konnte ich bei Gesprächen ablauschen, dass sie die Marke Salem bevorzugten. Es war eine Zigarette mit goldenem Mundstück. Der Rauch, der mir in die Nase stieg, war süßlich. Es muss mit dieser Marke etwas Besonderes auf sich gehabt haben, denn man sang sogar ein Lied von dieser Reemtsma-Sorte:

Hallo MacBrown, was macht Ihr Harem?
Tanzt man noch Swing, raucht man noch Salem?…“