Preis der Leipziger Buchmesse: Experiment Bloggerpaten ist zunächst gescheitert

header-3Im vergangenen Jahr waren Blogger erstmals aufgerufen, den Preis der Leipziger Buchmesse zu begleiten. Ausgewählte Literatur- und Buchblogger, so die Idee, sollten ein nominiertes Werk vor Preisvergabe rezensieren und die Besprechung auf ihrem Blog veröffentlichen. Alle fünfzehn nominierten Titel in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung wurden von einer Jury an kompetente Blogger vergeben, darunter auch an Szenegrößen wie die kleine literarische Sternwarte von AstroLibrium, brasch & buch und  Buzzaldrins Bücher. Anreize für die Paten waren unter anderem persönliche Einladungen zur feierlichen Eröffnung im Gewandhaus und zur Preisverleihung.

In der Bloggerlounge trafen sich 2015 Nominierte, Preisträger und Rezensenten zu einer Gesprächsrunde. Ich war dabei, und nach meinem Eindruck gab es Zufriedenheit auf beiden Seiten. Trotzdem wird der Versuch nicht fortgeführt. Es wird künftig keine Bloggerpaten mehr geben. Ich habe Julia Lücke, Pressesprecherin der Leipziger Buchmesse, nach den Gründen gefragt.

Blick in die Bloggerlounge 2015. Foto: Detlef M. Plaisier
Blick in die Bloggerlounge 2015. Foto: Detlef M. Plaisier

Das Problem liegt in den Sparten Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Julia Lücke: „Das erfordert viel Hintergrundwissen. Wir hatten im Gespräch mit den Bloggern das Gefühl, dass diese Themen schwer zu betreuen sind.“ Eine Auskoppelung der eher unproblematischen Belletristik sollte es nicht geben: „Wir sehen den Preis als Ganzes“, so Julia Lücke.

Ich habe Verständnis für diese Entscheidung. Essayistik und Übersetzung erfordern tatsächlich mehr Hintergrundwissen, als „einfach nur mal ein Buch zu lesen“. Und meine Bloggerkollegen mögen mich jetzt steinigen: Ich bin im vergangenen Jahr überwiegend jungen Bloggerinnen in der Lounge begegnet. Als ich dann deren Blogs nach der Messe aufrief, war ich oftmals erschrocken über die Handhabung der deutschen Sprache und Grammatik und den allzu lockeren Plauderton, der sich Rezension nannte. Das ist eine andere Liga und würde weder dem Anspruch der Autoren noch der Buchmesse gerecht. So kann ich den Verzicht auf Bloggerpaten nachvollziehen mit der Hoffnung, dass ein überarbeitetes Konzept die Idee neu belebt.