Rezension: Ulrike Sosnitza, Ein Klick zu viel

Die letzte Hausfrau des neuen Jahrtausends“, so wird Emmy genannt. Dabei wäre sie doch viel lieber erfolgreich und berühmt. Emmy möchte einen Roman schreiben, um endlich zu beweisen, dass sie mehr kann als kochen und Kinder hüten. Allerdings fehlen ihr Talent und Ausdauer, um ein ordentliches Manuskript zu Papier zu bringen.

Eher zufällig als geplant kopiert sie einen Text aus dem Internet und gibt ihn als ihren eigenen aus. Eigentlich wollte sie damit nur eine Bekannte beeindrucken. Als das Manuskript jedoch einem Verleger in die Hände fällt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Das Buch wird ein großer Erfolg und sogar für einen Literaturpreis nominiert. Als die wahre Autorin Mere dahinterkommt, nimmt sie den Kampf nach ihren eigenen Regeln auf.

Der Klappentext verspricht eine bitterböse Komödie, in der nicht alles ernst gemeint ist, was in rasantem Tempo geschildert wird. Leider ist der Anfang des Buches nicht unbedingt rasant. Nur allmählich entwickelt sich die Story um die Protagonistinnen Emmy und Mere, die ich zudem beide nicht besonders sympathisch fand – wobei Mere in ihrer Kompromisslosigkeit immerhin ein interessanter Typ ist. Obwohl sie nach der Trennung von ihrem Mann obdachlos ist, schreibt sie ein hervorragendes Manuskript. Emmy lebt dagegen in ihrem Villenhaushalt und wird schlimmstenfalls von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt.

Dass ich das Buch dennoch nicht weglegen konnte, lag am Thema. Das Buch widmet sich einer aktuellen Problematik, auf die mich eine befreundete Autorin aufmerksam machte. Viele unbekannte Schriftsteller veröffentlichen ihre Texte auf Internetplattformen, um Verlage darauf aufmerksam zu machen. Einige von ihnen mussten jedoch feststellen, dass jemand ihren Text kopiert, geringfügig verändert und dann als eigenes E-Book zum Download angeboten hat.

Fazit: Wer die dahinplätschernden ersten zehn Kapitel (insgesamt sind es 47) durchgehalten hat, wird mit einer spannenden Story belohnt. Die Autorin findet zu einem flotteren Schreibstil und die Geschichte nimmt richtig Fahrt auf. Im letzten Teil des Buches überschlagen sich die Ereignisse und das Tempo wird tatsächlich so rasant wie im Klappentext versprochen. Der Roman überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen und hinterlässt eine interessante Frage: Wie weit würde ich selbst gehen, um ein Ziel zu erreichen?

Ulrike Sosnitza, Ein Klick zu viel
(Verlag Königshausen und Neumann, 2013)

Autorin: Petra Gugel