Rezension: Kressmann Taylor, Adressat unbekannt – Die Freundschaft war nur ein Trugschluss

Am Anfang der Geschichte schreiben sich die beiden Freunde Max und Martin sehr liebevolle Briefe, die den Leser auf eine innige Freundschaft zwischen den beiden Männern schließen lassen. Doch am Ende der Geschichte haben sie sich und ihre Freundschaft verraten. Wie konnte es dazu kommen? Zu einfach wäre es, ausschließlich die äußeren Umstände dafür verantwortlich zu machen. Vielmehr wirft die Entwicklung von einer liebevollen Freundschaft zu einem feindseligen Umgang miteinander die Frage auf, ob es sich wohl jemals um echte Freundschaft zwischen Max und Martin gehandelt hat. Denn für sowohl Max als auch Martin war ihre Freundschaft von gegenseitigem Nutzen geprägt. Max, der ansonsten vielleicht eher einsam war, fühlte sich bei Martins Familie heimisch. Martin hatte eine Affäre mit der Schwester von Max, und schließlich waren die zwei erfolgreiche Geschäftspartner. Vordergründig fühlte sich die Verbindung zwischen Max und Martin vielleicht an wie eine Freundschaft, doch in Wahrheit war sie nur ein Trugschluss. Nach dem Umzug Martins aus den USA nach Deutschland hebt sich der Nutzen der Freundschaft zwischen den beiden Männern auf. Die scheinbar intimen Briefe sind nur noch ein schönes Nachgeplänkel ohne Substanz. Denn als es darauf ankommt, sind sie nicht füreinander da.

Autorin: Eva Rakel