Rezension: Michaela Vieser und Irmela Schautz, Für immer und jetzt. Wie man hier und anderswo die Liebe feiert

Ein weiteres Buch über Liebe – braucht es das im Jahr 2016 überhaupt noch? Wir kennen Hollywoodfilme, unzählige Lieder, Bücher, Studien und Ratgeber. Dennoch wird das Thema niemals alt. Wir staunen immer wieder, wie facettenreich man sich dem Mysterium nähern kann. Einen weiteren Versuch unternehmen Michaela Vieser und Irmela Schautz mit ihrem Buch „Für immer und jetzt – wie man hier und anderswo die Liebe feiert“.

www.kunstmann.de
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Autorin Michaela Vieser ist eine Weltenbummlerin aus dem Bilderbuch: Schulausbildung in New York, Studium der Japanologie in London und später Formatentwicklerin für chinesische Medien. So erklärt sich wohl die aufmerksame, fast schon anthropologische Sichtweise, mit der sie in diesem Buch Bräuche, Traditionen und Rituale aus aller Welt vorstellt: Liebe suchen, finden und feiern. Leidenschaft mit allen Sinnen erleben, aushalten und zur Schau stellen. Emotionen im digitalen Zeitalter und sich selbst lieben.

Das Gefühl der Liebe scheint universell zu sein, funktioniert aber überall ein bisschen anders. Man staunt schon sehr über Traditionen wie den Brautraub in Kirgistan, Besuchsehen in China, Penislollis und thailändische Großfamilien, die vor dem Ehebett wachen. Bei den AbaGusii in Kenia werden frisch Getraute drei Tage lang aufs Übelste gedemütigt – wer das aushält, übersteht wohl auch die Ehe. Doch um auf sonderbare Rituale zu treffen, muss man noch nicht einmal weit reisen: Bei unseren Nachbarn in Niederösterreich stecken sich Mädchen beim Tanzen Apfelschnitze unter die Achselhöhlen, die der Angebetete dann verspeisen darf. Autorin Michaela Vieser erklärt die Bräuche mit einer humorvollen, aber keineswegs albernen Art und schließt jedes der 16 Kapitel mit eigenen Ideen zur Umsetzung der Rituale sowie einem passendem Rezept. Besonders hervorzuheben sind die liebevollen Illustrationen von Irmela Schautz.

Mein Fazit: Ja, ein weiteres Buch über die Liebe braucht es unbedingt! Und zwar dieses! „Für immer und jetzt“ zeigt, wie unterschiedlich und kreativ der Weg der Liebe aussehen kann. Jedoch darf der Leser keineswegs einen Ratgeber erwarten, da die meisten Ideen eher zur Unterhaltung als zur Nachahmung geeignet sind. Dank der entzückenden Illustrationen ist das Buch auch als Geschenk geeignet – nicht nur für frisch Verliebte.

Michaela Vieser und Irmela Schautz, Für immer und jetzt. Wie man hier und anderswo die Liebe feiert
Verlag Antje Kunstmann, 2016
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Fuer-immer-und-jetzt-9783956140648
Autorin der Rezension: Franziska Schmidt

Rezension: Julia Jessen, Alles wird hell

Quelle: www.kunstmann.de
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Die Handlung
Ist es ein Liebesroman, ein Lebensroman, ein Familienroman? „Alles wird hell“ von Julia Jessen ist nichts von alledem und doch von allem ein bisschen. In drei großen Teilen beschreibt Jessen das Leben von Oda. Zuerst das kleine Mädchen, das zu einem Teenager wird und gegen die Familie und Lehrer rebelliert, dann die Frau, die ihren Lebenstraum verwirklich hat, aber in ihrer Beziehung und mit ihrem Leben trotzdem nicht wirklich zufrieden ist. Und schließlich die alte Frau, die ihrem Mann beim Sterben hilft und dann selber stirbt. Doch der Roman beschreibt nicht nur Odas Leben, sondern auch das ihrer eigenwilligen Familie, in der meist die Frauen den Ton angeben.

Abrupte Übergänge
Das Buch beginnt mit dem Ende. Als Leserin sehe ich Oda sterben, nehme Teil an ihren Gedanken und Gefühlen. Erst dann beginnt das Buch mit einem Erlebnis Odas als kleines Mädchen. Das Buch wird also in einer Rückblende erzählt. Gleichzeitig ist diese Aufteilung auch eine gewisse Schwäche, denn beim Übergang von einem Teil zum anderen ist mir nicht immer sofort klar, wo die Handlung plötzlich wieder einsetzt. Besonders im Mittelteil fällt mir dieser Bruch auf und es ist schwer, wieder in den Lesefluss zu finden.

Schwieriger Mittelteil
Überhaupt war der Mittelteil für mich der herausforderndste Teil des Buches, insbesondere die Beschreibung der Schwierigkeiten, die Oda mit ihrem Mann hat, weil sie noch ein Kind will, er aber nicht. Odas Gefühlschaos und die Konsequenzen daraus beschreibt Julia Jessen sehr genau. Das ist einerseits spannend, führt andererseits aber auch dazu, dass mir die Hauptfigur zunehmend unsympathisch wird, auch wenn ich manche Dinge gut nachvollziehen kann. Manchmal möchte ich als Leserin einfach nur ins Buch springen und diese Oda kräftig durchschütteln, damit sie wieder zu Verstand kommt und endlich ihr Leben ohne Selbstmitleid auf die Reihe bringt.

Mein Fazit: Lesenswert
Trotz dieser Herausforderung halte ich das Buch von Julia Jessen für sehr lesenswert. Es ist ein spannend und zieht mich in seinen Bann. Und ich merke nicht einmal, dass ich mitten drin bin in der chaotischen, unberechenbaren Gefühlswelt dieser Oda, die mich so schnell nicht mehr loslässt.

Julia Jessen, Alles wird hell
Verlag Antje Kunstmann, 2015
Julia Jessen liest: https://www.youtube.com/watch?v=QfCwQ42GRuM
Online bestellen: https://www.buchhandel.de/buch/Alles-wird-hell-9783956140242
Autorin der Rezension: Yvonne Giebels