Buchmesse im Poniatowski I: Paulina Schulz bleibt fremd

Muss es sein, dass eine um 19 Uhr angekündigte Veranstaltung wie selbstverständlich ohne Erklärung 20 Minuten später beginnt? Ich habe andere Maßstäbe gelernt, gehöre damit wohl zu einer im Aussterben begriffenen Spezies Mensch. Als Zuhörer verärgert mich so ein Verhalten zutiefst. Daher verzichte ich auf das übliche Autoreninterview.

Leseatmosphäre im Poniatowski. Foto: Detlef M. Plaisier
Leseatmosphäre im Poniatowski. Foto: Detlef M. Plaisier

In der für Lesungen so wunderbaren Atmosphäre im Kellergewölbe des Poniatowski stellt Paulina Schulz ihre Erzählung „Das Eiland“ vor. Angekündigt ist ein Text „über Liebe, Schmerz und unerträgliche Sehnsucht“, übernommen aus dem Prospekt des Freiraum-Verlages. Einleitend stellt die Autorin klar, dies erwecke den falschen Eindruck einer Liebesgeschichte. Vielmehr gehe es um die „Suche nach Identität“, verkörpert durch die pubertären Erlebnisse des Protagonisten John und die Fortsetzung einige Jahre später.

Paulina Schulz liest Passagen, die mir teilweise schon aus dem Internet bekannt sind. Mein Eindruck verfestigt sich: Die detailreiche und zugleich nicht greifbare Schilderung von Charakteren und Handlungen bleibt mir fremd. Es entstehen keine Bilder. Ich habe mich an vielen Stellen gefragt: Wann passiert denn nun endlich etwas? Und gibt es hier eigentlich gar keine direkte Rede? Völlig verstörend war für mich die ausschweifende und belehrende Schilderung verschiedener Formen des Zwillingskultes mit Ausflügen zum Voodoo, ohne dass ein direkter Zusammenhang zu den vorherigen Passagen erkennbar war.

Vielleicht lag es ja nur an der Auswahl der Textstellen. Mich hat dieser Appetithappen nicht neugierig gemacht. Es waren lange 40 Minuten.

Paulina Schulz, Das Eiland. freiraum-verlag, 2014.

www.paulinaschulz.de 

Buchmesse im Poniatowski: Altpreußische Melancholie und Poetry Slam

Poniatowski Restaurant & Bar LeipzigSeit der Gründung im September 2013 hat das Team des Poniatowski um Ania Gorska ein beachtliches Kulturprogramm auf die Beine gestellt. Zur Leipziger Buchmesse lädt das polnische Restaurant & Bar an drei Tagen zu Lesung und Musik ein.

Am Messedonnerstag, 13. März, steht eine Doppellesung auf dem Programm. Um 19:00 Uhr liest Paulina Schulz aus „Das Eiland“. Angekündigt ist eine Erzählung „über Liebe, Schmerz und unerträgliche Sehnsucht.“ Um 21:00 Uhr folgt Jens Lange mit seinem Romandebut aus „Stahlbetone, Kenotaphe – Brauttruhen aus Mooreiche.“ Er schildert Familienforschung in Ostpreußen und eine abenteuerliche Flucht auf nächtlichen Alleen nach Leipzig.

Quelle: www.mirroblac.com
Quelle: www.mirroblac.com

Freitag, den 14. März gibt’s Musik auf die Ohren. Ab 19:30 Uhr gastiert das in Leipzig gegründete Alternative/Indie Rock Projekt Mirro Blac (Eintritt: 4 Euro/ erm. 2,50 Euro). Um 20:30 Uhr folgt The But. Das Singer-Songwriter-Trio in Unplugged-Besetzung orientiert sich an den britischen Beatgruppen der späten 1960er Jahre und bezeichnet den eigenen Stil als „Kammerbeat“. Ein Ensemble für Feinschmecker!

BEets & STreets“ heißt es am Samstag, 15. März ab 20:00 Uhr. Das Poniatowski bebt bei einer Mischung aus Beatpoesie und Hip Hop, Straßenperformance und Poetry Slam. Hier wird die Kultur des Open Mic mit Improvisation, Melodien und Texten gelebt. Eine Veranstaltung von Leipzig Writers e.V. featuring the Bimbotown Orchestra (Eintritt 4 Euro/ erm. 2,50 Euro / members Leipzig Writers e.V. free entry).

Für den Abend danach als Übergang in den letzten Tag der Buchmesse empfehle ich original polnischen Wodka im Poniat oder die Literaturparty LitPop im Neuen Rathaus.